Ein geborgenes Geisternetz wird an Bord des Begleitschiffes begutachtet. © dpa-Bildfunk Foto: Sina Schuldt/dpa

Taucher bergen Dutzende Kilo Geisternetze aus der Nordsee

Stand: 06.05.2022 21:19 Uhr

Profitaucher suchen seit Montag im Wattenmeer vor den Ostfriesischen Inseln gezielt nach sogenannten Geisternetzen. Am Mittwoch bargen sie 50 Kilogramm Netze.

Geisternetze sind mittlerweile ein riesiges Problem in allen Weltmeeren. Jedes Jahr gelangen 640.000 Tonnen alter Netze und anderer Müll von Fangschiffen in die Meere. Das teilt die internationale Hilfsorganisation "Ghost Diving" mit Sitz in den Niederlanden mit. Betroffen ist davon auch die Nordsee. "Diese Netze tun das weiter, wofür sie gebaut wurden, nämlich Tiere einfangen, und das sehr unselektiv", sagte Biologe Lars Gutow vom Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. Für Fische und andere Meeresbewohner wie Krebse und Schweinswale sowie Vögel würden die verlorenen Netze zur tödlichen Falle, wenn sie sich darin verfangen. Auch für die Schifffahrt seien die Geisternetze gefährlich. Boote, die dort hinein gerieten, würden häufig manövrierunfähig.

In den Wracks verfangen sich die Netze

Bis Ende der Woche suchen täglich zwei Schiffe mit mindestens zehn professionellen Tauchern der Gruppe "Ghost Diving Germany" rund um die Ostfriesischen Inseln Spiekeroog und Langeoog nach Geisternetzen. Dabei steuern die Taucher gezielt alte und neue Schiffswracks unter Wasser an, die in Seekarten verzeichnet sind, erklärt Organisator Henning Bernau. Denn in Wracks verfangen sich die herrenlosen Netze oft.

Das alte Material wird zu Kleidung recycelt

Einmal geborgen, werden die alten Netze an Land getrocknet und in Harlesiel und Neuharlingersiel gelagert. Danach soll das Material an eine Firma verkauft werden, die daraus Recycling-Kleidungsstücke herstellt, zumeist Socken oder T-Shirts.

Das Nordseebad Carolinensiel-Harlesiel unterstützt

Unterstützt wird die einwöchige Aktion vom Nordseebad Carolinensiel-Harlesiel. Die Kurverwaltung stellt während dieser Woche den Tauchern Unterkünfte zur Verfügung, zudem hat sie auch die Schiffe für die Geisternetzsuche besorgt. Das liege auch im eigenen Interesse, sagte Marketingleiter Markus Harazim dem NDR in Niedersachsen. Es sei für die Einheimischen und die Gäste sehr wichtig, die Natur zu schützen und zu erhalten.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 02.05.2022 | 08:00 Uhr

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