Tarifverhandlungen gescheitert - jetzt wird geschlichtet

Stand: 30.03.2023 16:31 Uhr

Nach drei Verhandlungsrunden haben Arbeitgeber und Gewerkschaften die Tarifgespräche für den öffentlichen Dienst für gescheitert erklärt. In Niedersachsen reagierten beide Seiten enttäuscht.

Michael Bosse-Arbogast vom Kommunalen Arbeitgeberverband Niedersachsen sagt, man sei "absolut an die Grenzen des Möglichen gegangen". Allein für Kommunen und die kommunalen Unternehmen in Niedersachsen hätte das Angebot seinen Angaben nach eine Belastung von rund 1,8 Milliarden Euro bedeutet. Die Arbeitgeberseite hatte den bundesweit rund 2,7 Millionen Beschäftigten 8,5 Prozent mehr Lohn, mindestens 300 Euro und einmalig 3.000 Euro geboten. Die Gewerkschaften fordern 10,5 Prozent und mindestens 500 Euro mehr pro Monat.

Gewerkschaft: "Das hat einfach nicht gereicht"

Während die Arbeitgeberseite nach eigenen Angaben deutlich auf die Gewerkschaften zugegangen ist, beurteilen diese die Situation völlig anders. Die Arbeitgeber hätten sich fast gar nicht bewegt und kein konkretes Angebot auf den Tisch gelegt, sagt Alexander Zimbehl vom Niedersächsischen Beamtenbund. "Das hat einfach nicht gereicht, wir brauchen eine spürbare Entlastung", sagte Stefanie Reich, stellvertretende Landesleiterin ver.di Niedersachsen-Bremen. Gerade bei den unteren Entgeltgruppen müsste der Kaufkraftverlust ausgeglichen werden. Nach dem offiziellen Scheitern geht es nun in die sogenannte Schlichtungsphase.

Weitere Informationen
Die Stadt Springe aus der Vogelperspektive.

Tarifstreit im öffentlichen Dienst: Was Kommunen zahlen müssten

Ver.di fordert 10,5 Prozent mehr Geld. Kommunale Arbeitgeber müssen sich auf Mehrkosten in Millionenhöhe einstellen. (29.03.2023) mehr

Friedenspflicht ab Sonntag

Am Sonntag beginnt eine Friedenspflicht - ab dann wird vorerst nicht gestreikt. "Wer will, kann auch morgen noch mal streiken, wenn man meint, das machen zu müssen", sagte Bosse-Arbogast dem NDR in Niedersachsen am Donnerstag. Nach Ostern soll unter Vorsitz des ehemaligen sächsischen Ministerpräsidenten Georg Milbradt eine Schlichtungskommission zusammenkommen. Die darin erarbeiteten Ergebnisse werden dann von den Streitparteien besprochen, gegebenenfalls lassen die Gewerkschaften ihre Mitglieder abstimmen. Sollte es trotz der Schlichtung keine Einigung geben, könnte es erneut zu massiven Streiks kommen.

Weitere Informationen
Ein Fächer mit der Aufschrift "Wir sind es wert." liegt auf einem Tisch © picture alliance / dpa Foto: Arne Immanuel Bänsch

Schlichtung im Tarifstreit - vorerst keine größeren Streiks

Nach dem vorläufigen Scheitern der Verhandlungen herrscht nun eine Friedenspflicht. Der Ökonom Marcel Fratzscher hofft auf eine baldige Einigung. mehr

Der Schriftzug "1,5 Grad ist das Limit" ist auf einem Protestplakat in der Optik eines Verkehrsschildes bei einer Kundgebung zum Klimastreik von Fridays for Future in Hannover zu lesen © dpa

Warnstreik: Kritik an Kooperation von ver.di und Klimaschützern

Arbeitgeberverbände sehen eine "gefährliche Grenzüberschreitung". Vielerorts wurde am Freitag der Nahverkehr lahmgelegt. (03.03.2023) mehr

Zahlreiche Personen nehmen an einem Warnstreik teil. © picture alliance/dpa | Uwe Anspach Foto: Uwe Anspach

Ver.di-Warnstreik: 14.000 Beschäftigte legten Arbeit nieder

Allein in Hannover beteiligten sich laut ver.di 8.200 Beschäftigte. Am Mittwoch startete die zweite Verhandlungsrunde. (22.02.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 30.03.2023 | 12:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Tarifpolitik

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Ein Auto nach einem schweren Verkehrsunfall © Nord-West-Media TV

Unfallflucht auf A33: Mordprozess gegen 29-Jährigen startet

Der Angeklagte soll ein Auto gerammt haben, ein Insasse starb. Der Fahrer hat sich erst nach Tagen der Polizei gestellt. mehr