Schweinehalter in Niedersachsen sorgen sich um ihre Existenz
Die Stimmung bei den Schweinehaltern in Niedersachsen ist schlecht: Kosten für Futter und Energie sind explodiert, die Schweinepreise bleiben niedrig. Die Landwirte fordern einen Auflagenstopp.
Von einer "desaströsen Lage" spricht die Interessengemeinschaft der Schweinehalter (ISN), deren Mitglieder sich am Dienstag in Osnabrück getroffen haben. In den vergangenen zwölf Monaten habe jeder zehnte Betrieb in Niedersachsen aufgegeben. Viele große Betriebe hielten durch, aber viele kleine Schweinehalter seien gefährdet, hieß es. ISN-Geschäftsführer Torsten Staack fordert einen Auflagenstopp.
Kritik an Agrarminister Özdemirs Tierwohllabel
Um zusätzliche Belastungen für die Landwirte zu vermeiden, fordert Staack, zunächst keine neuen Regeln für Schweinehalter zu erlassen. Er kritisierte das jüngst von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir vorgestellte Tierwohllabel. Dies sieht vor, dass Frischfleisch künftig nach Tierhaltungsformen gekennzeichnet wird. Staack betrachtet es in der jetzigen Form als unzureichend. Es müsse auch für das Schnitzel im Restaurant und die Frühstückswurst gelten. Er fürchtet, dass sonst zu schlechten Standards produziertes Schweinefleisch aus dem Ausland weiter in den deutschen Markt dränge.
Ausländisches Fleisch: geringere Standards, niedrigere Preise
Im Ausland können das Schweinefleisch unter geringeren Standards viel billiger produziert werden. "Wenn sich hier die Produktion immer weiter verteuert, dann ist es klar, dass die hiesigen Bauern Nachteile gegenüber ihren europäischen Wettbewerbern haben", sagte Staack. Deswegen fordern viele Schweinehalter, dass auch die Herkunft gekennzeichnet wird oder dass in der EU für alle die gleichen Regeln gelten. All das, was an Sauen-Beständen hier abgebaut wurde, sei eins zu eins in Spanien wieder aufgebaut worden, sagte Staack.
Hohe Kosten, geringe Einnahmen
Pro Schwein fehlen laut Staack hierzulande 70 Euro, um kostendeckend zu wirtschaften. Die Corona-Pandemie und die Afrikanische Schweinepest haben die Preise nach unten getrieben, während obendrein die Futter- und Energiekosten durch den Krieg gegen die Ukraine in die Höhe geschossen sind.