Otte-Kinast: Bundesweit noch 750.000 Tiere im "Schweinestau"
Der sogenannte Schweinestau ist nach Angaben von Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) noch nicht aufgelöst. Etwa 750.000 Schweine seien bundesweit "in der Warteschleife".
Die Lage in den Ställen habe sich "überhaupt noch nicht entspannt", sagte Otte-Kinast der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Grund für die überfüllten Ställe seien die geringen Schlachtkapazitäten in der Corona-Krise. Wie ausgeprägt die Situation in Niedersachsen ist, blieb offen. Allerdings erzeugt das Land von allen Bundesländern das meiste Schweinefleisch. Schon seit mehreren Monaten haben Landwirte schwer mit Corona-Folgen und der Bedrohung durch die Afrikanische Schweinepest in Ostdeutschlandzu kämpfen.
Otte-Kinast: "Die Verzweiflung ist riesengroß"
Otte-Kinast verwies gegenüber der "NOZ" nun erneut auf die Folgen des "Schweinestaus" für die betroffenen Landwirte. "Die Verzweiflung ist riesengroß." Dazu komme, dass die Erzeugerpreise "extrem niedrig" seien, die Landwirte also nur noch wenig Geld für ihre Tiere bekämen. Der Fleischpreis war nach dem Nachweis der Afrikanischen Schweinepest bei Wildschweinen in Ostdeutschland bereits im September eingebrochen. Wichtige Exportländer wie China hatten deutsche Ware daraufhin gesperrt. Zuvor hatten die Fleischerzeuger in Niedersachsen laut Landwirtschaftskammer vor allem durch den Export ihrer Produkte nach China fast dreimal so verdient wie im Jahr 2019.
Ende Oktober lag der Überhang noch bei 500.000 Tieren
In der Corona-Pandemie werden aus Infektionsschutzgründen weniger Schweine geschlachtet. Im Oktober hatte sich die Situation nach mehreren Infektionsfällen in verschiedenen Schlachthöfen zugespitzt. Ende Oktober betrug der Überhang laut Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) mit Sitz in Damme bei rund eine halbe Million Tiere. Otte-Kinast war im Oktober bei einer Rede über die Situation der Landwirte im Landtag in Tränen ausgebrochen. Eine von ihrem Ministerium geplante kurzfristige Schlachterlaubnis an Sonn- und Feiertagen führte zunächst auch nicht zu einer Besserung. Wegen Personalmangels lehnte viele Schlachthöfe diese ab.
"Ampelsystem" als Leitfaden vorgestellt
Mehr Wirkung erhofft sich das Landwirtschaftsministerium von einem geplanten "Ampelsystem", mit dem vermieden werden soll, dass ein Corona-Ausbruch in einem Schlachtbetrieb zu einer kompletten Schließung führt. Ein entsprechender Leitfaden wurde am vergangenen Mittwoch im zuständigen Landtagsausschuss vorgestellt. Er soll den Behörden im Fall eines Ausbruchs in einem Betrieb der Fleischwirtschaft eine Hilfestellung bei der Ermittlung und Beurteilung geben, teilte das Ministerium mit.
