Osterruhe-Stopp sorgt für harsche Kritik aus Niedersachsen
Nach dem Stopp für die zunächst bei der Ministerpräsidentenkonferenz mit Kanzlerin Angela Merkel beschlossene Osterruhe, kommt auch für diese Entscheidung teils harsche Kritik aus Niedersachsen.
So spricht der Vorsitzende der niedersächsischen FDP-Landtagsfraktion, Stefan Birkner, von einem "Chaos". Dieses zeige, dass die Ministerpräsidentenkonferenz als Entscheidungsgremium in der Corona-Krise nicht mehr tauge. Corona-Politik müsse endlich in den Landtagen und dem Bundestag gemacht werden, so der Politiker. "Wir können uns keine weiteren Fehlentscheidungen leisten". Birkner griff aber auch Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) an: Dieser habe die Osterruhe noch am Dienstag für gut befunden. Weil solle nun erklären, wie er zu dieser Einschätzung gekommen ist und was die Rücknahme für Niedersachsen bedeutet. Der Ministerpräsident hat inzwischen angekündigt, sich am Nachmittag äußern zu wollen.
Handelsverband: Rein und raus aus den Kartoffeln
Mark Alexander Krack vom Handelsverband Niedersachsen begrüßt die Rücknahme der Osterruhe. Gerade aus Sicht des Einzelhandels sei dieser Schritt "überfällig" gewesen, sagte er dem NDR in Niedersachsen. Denn: Der Gründonnerstag gehöre traditionell zu den umsatzstärksten Tagen im Jahr. Trotzdem sei das Hin und Her in dieser Woche nicht gut. "Dieses rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln sorgt für Unmut", sagte Krack. Das gelte auch für die Verbraucher. Die würden jetzt schon bestimmte Waren nachfragen, von denen sie über Ostern eine Knappheit erwarten - "auch wegen solcher nächtlichen Irrsinnsentscheidungen", so Krack.
Für IHK fehlt Öffnungsstrategie
Auch bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) für den Raum Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim wird die Rücknahme der Entscheidung vom Dienstag trotz entstandener Verwirrung begrüßt. Ein Erfolg sei das aber noch nicht, sagte Hauptgeschäftsführer Marco Graf. Nach wie vor fehle eine Öffnungsstrategie für den Handel, die Gastronomie aber auch für die Veranstaltungs- und Kulturwirtschaft - möglichst mit einem festem Datum.
Ärztekammer: Signal der Vorsicht gecancelt
Bei der Ärztekammer Niedersachsen sieht man die Rücknahme der Osterruhe eher kritisch: Es sei "kontraproduktiv" ein Signal der Vorsicht zu canceln, wenn andere Dinge - nämlich Corona-Schnelltests und das Thema Impfen - nicht geregelt seien, sagte Sprecher Thomas Spieker. Allerdings gehe es nicht darum, wer irgendwelche Fehler gemacht hat. Stattdessen müsse man endlich ins Machen kommen: Gerade die Impfung müsse jetzt endlich "auf die Kette" gebracht werden, so Spieker. Auch unter den Ärzten seien noch nicht alle geimpft.
Osterruhe war am Dienstag beschlossen worden
Bund und Länder hatten in der Nacht zu Dienstag unter anderem einen verschärften Oster-Lockdown vom 1. bis 5. April beschlossen, um das öffentliche, private und wirtschaftliche Leben stärker herunterzufahren. Der Gründonnerstag und der Karsamstag sollten dafür zu Ruhetagen erklärt werden. Daran war aber massive Kritik laut geworden, es gab zudem große Verwirrung um die praktische Umsetzung.
