Osterbotschaften: "Corona hat uns nicht in den Klauen"
Unter besonderen Bedingungen haben niedersächsische Bischöfe den Menschen in ihren Osterpredigten Mut zugesprochen.
"Ostern bedeutet: Corona hat uns nicht in den Klauen. Auch der Tod besiegt uns nicht", sagte der katholische Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer in seiner Predigt in der Festmesse im Hildesheimer Dom am Ostersonntag. Die Menschen seien geborgen in den Armen Gottes unabhängig von Religion, Geschlecht und sexueller Orientierung, so Wilmer. "Sein Bund mit uns Menschen gilt für alle Zeit, ausgespannt wie ein Regenbogen am Himmel." Im Hildesheimer Dom wurde unter strengen Hygiene-Auflagen mit rund 80 Menschen gefeiert. Die Feier wurde zusätzlich live im Internet übertragen und ist als Aufzeichnung im Internet zu finden.
Bode: Es braucht ein Ziel und ein Danach
"Wir spüren alle, wie sehr wir Ostern brauchen", sagte der katholische Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode im Osnabrücker Dom. Die Menschheit erlebe derzeit, wie quälend lang die drei Tage werden können, an denen Jesus im Grab gelegen habe. Nach einem Pandemie-Jahr voller Dunkelheit und Leid brauche es ein Ziel und ein Danach - also eine Art Auferstehung, wie sie die Christen zu Ostern feiern. Die Osternacht im Osnabrücker Dom fand unter Hygiene-Auflagen und mit begrenzter Teilnehmerzahl statt. Wegen der vor Ort geltenden Ausgangsbeschränkung war der Gottesdienst von 21.30 Uhr auf 19 Uhr vorverlegt worden.
Kirche muss sich den Sinnsuchenden zuwenden
Die leeren Kirchen und "dieses seltsame Ostern" könnten dazu anregen, Christus an anderen Orten zu suchen und zu begegnen, sagte Bode weiter. Es gebe zahlreiche Menschen, die auf der Suche nach einem Sinn in ihrem Leben seien - egal ob Gläubige oder Ungläubige. Ihnen müsse die Kirche sich zuwenden.
Landesbischof Meister: "Still wartet die Welt auf die Auferstehung"
Ralf Meister, Bischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, ermutigte in seiner Osterbotschaft zu einer anderen Perspektive auf den Tod. "Was abgestorben scheint, birgt in sich bereits neues Leben", sagte Meister in der Karwoche. Nach mehr als einem Jahr Pandemie sei Zuversicht eine schwierige Übung geworden. Der Tod wolle beweisen, dass Ostern nichts als eine schöne Illusion ist. "Die Erfüllung unserer Hoffnungen verzögert sich. Still wartet die Welt auf die Auferstehung", so Meister. Christen müssten immer neu lernen, das Leben von Ostern her zu sehen. "Wir üben uns neu darin, gegen alles zu protestieren, was das Leben in dieser Welt bedroht, anstatt angesichts der Macht des Todes zu verstummen." Gott habe nie verheißen, "dass unser Leben jeden Tag ein glückliches sein wird, aber dass es sinnvoll ist und auf ihn zuläuft, das hat er zugesagt."
Adomeit: "Uns fehlt im Augenblick eher ein Impfwunder"
"Wer hofft, überlässt der Sorge nicht das letzte Wort; wer liebt, gibt keinen Menschen auf. Das ist der Geist von Ostern", betonte der Oldenburger evangelische Bischof Thomas Adomeit am Ostersonntag. Die Botschaft von der Auferstehung Christi sei ein "göttlicher Widerspruch gegen den Tod". Dieses Wunder sei für viele Menschen in Zeiten der Corona-Pandemie keine erwartete Botschaft. "Uns fehlt im Augenblick eher ein Impfwunder, damit wir wieder uns begegnen können, Freunde treffen, Kino, Theater, singen können, einfach wieder miteinander leben." Um die Hoffnung zu stärken, könne es helfen, sich mit Markus-Evangelium zu beschäftigen. Der Text zeige, welche Hoffnung auch in den ausweglosesten Situationen möglich sei. Der Evangelist Markus habe den Menschen mitgegeben, eigene Schlüsse aus der Ostergeschichte zu ziehen und mit anderen zu teilen, "wo ihr eure Furcht und euer Zittern überwunden habt".
Landesbischof Manzke: Fest gegen Angst und Pessimismus
Karl-Hinrich Manzke, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe, sagte in seiner Predigt in Bückeburg, dass das Leben nicht der Verwesung entgegen gehe, sondern der wunderbaren Neuwerdung. Gott habe den gekreuzigten Christus auferweckt und "damit der Welt und unserem Leben eine Richtung nach oben gewiesen, die durch nichts aufzuhalten ist". Bezogen auf die Corona-Pandemie sagte Manzke: "Richtet entschlossen den Blick auf die lebenswichtigen Aufgaben und verweigert euch einem Spiel, das ich Sündenbock-Roulette nennen möchte." Es sei tödlich, wenn jede Handlung tief misstrauisch beäugt werde und "mit Verdächtigungen und empörten Kommentaren versehen wird".
Landesbischof aus Braunschweig ruft zu respektvollem Umgang auf
Der evangelische Theologe Christoph Meyns sprach in seiner Predigt von Corona als gigantischem Stresstest für Familien, Freundeskreise und Politik. Die gesamte Gesellschaft ächze unter der Last der Pandemie. In manchen Gesprächen zeige sich zurzeit eine "gnadenlose Haltung". Das Zusammenleben könne jedoch nur funktionieren, wenn die Menschen gnädig miteinander umgingen, bereit seien, einander zu vergeben und immer wieder einen Neuanfang suchten, betonte Meyns. Die Osterbotschaft sei in diesen Tagen eine Quelle der Hoffnung und Kraft. "Denken Sie an die Gefühle, die Sie empfinden, wenn Sie ein Neugeborenes anschauen und auf den Arm nehmen", sagte der Bischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig. "Mit dieser Liebe, die Sie dort erleben, dürfen Sie sich selbst von Gott geliebt wissen."
