"Orange Day": Aktionen in Niedersachsen gegen Gewalt an Frauen

Stand: 25.11.2024 20:53 Uhr

Am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, auch "Orange Day" genannt, soll ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen gesetzt werden. In Niedersachsen gab es am Montag zahlreiche Aktionen, etwa einen Lauf in Hannover.

Gewalt gegen Frauen wird in den meisten Fällen von Männern ausgeübt. Die meisten Täter stehen den Frauen nahe. Um Gewalt an Frauen anzuprangern, haben sich in ganz Niedersachsen viele Städte, Kirchen, Initiativen sowie Bürgerinnen und Bürger an verschiedenen Aktionen beteiligt. Viele der Aktionen laufen vom 25. November, dem Internationalen Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen, bis zum Tag der Menschenrechte am 10. Dezember.

Statuen werden in Emden orange gekleidet

In Emden wurden alle Statuen in der Innenstadt mit orangefarbenen Mützen und Schals ausgestattet - auch die Männer. Die berühmten Delftspucker am Hafen - die an die Kautabak konsumierenden Seeleute erinnern - sollen auf diese Weise zu einem besonderen Fotomotiv werden, wie die Stadt im Vorfeld mitgeteilt hatte. Alle Bürgerinnen und Bürger seien dazu aufgefordert, sich mit den in Orange gekleideten Statuen fotografieren zu lassen und die Fotos in den sozialen Netzwerken zu teilen.

Hannover veranstaltet Lauf gegen Gewalt an Frauen

An dem Neuen Rathaus in Hannover hängt ein Banner mit der Aufschrift "Catcalling is over in Hannover". © NDR Foto: Tanja Niehoff
Am Neuen Rathaus in Hannover hängt ein Banner gegen sogenanntes "Catcalling", also die verbale sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum.

In Hannover werden am Neuen Rathaus Flaggen gehisst, die auf das Thema Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen sollen. Jedes Jahr veranstaltet das Referat für Frauen und Gleichstellung diese Aktion. Es gibt eine Theateraufführung namens "Evas Arche", bei der es um Frauen geht, die aufgrund der Lebensumstände obdachlos wurden. Außerdem findet unter der Schirmherrschaft von Hannovers Polizeipräsidentin Gwendolin von der Osten ein Lauf gegen Gewalt an Frauen und Mädchen durch die Innenstadt statt.​

Lingen, Osnabrück, und Braunschweig: Aktionen gegen Gewalt an Frauen

In Lingen wurden in Kooperation mit der Bäckerinnung 12.000 Brötchentüten mit der Aufschrift "Gewalt kommt nicht in die Tüte" verteilt, um die Bevölkerung zu sensibilisieren. Diese Tüten enthalten auf der Rückseite auch QR-Codes zu Hilfs- und Beratungsangeboten. In Braunschweig wurden 155 Holzkreuze aufgestellt. Sie sollen ein Mahnmal gegen Gewalt sein und an die 155 Frauen erinnern, die im vergangen Jahr von Ihren (Ex-)Partnern getötet wurden. In Osnabrück wird die Aktion "Orange Bank" fortgeführt. In der ganzen Stadt wurden seit 2022 orange Bänke mit der Aufschrift "Hier ist kein Platz für Gewalt" aufgestellt. Hier geht es darum, das Thema Gewalt gegen Frauen und Mädchen im öffentlichen Raum sichtbar zu machen.​

Elke Spanner und Anna Rüter lehnen an einem Tisch im Hamburger Gerichtssaal 237. Im Hintergund leuchtet das Paragrafzeichen an der Wand. © NDR Foto: Arman Ahmadi
AUDIO: Frauenhass und Femizide: Gewalt im Vier-Minuten-Takt (17) (40 Min)

Femizide, Gewalt, Vergewaltigung

Laut einer Statistik der UN Woman Deutschland

  • tötet alle zwei Tage ein Mann seine (Ex-)Partnerin
  • findet jeden Tag ein Tötungsversuch statt
  • fügt etwa alle vier Minuten ein Mann seiner Partnerin Gewalt zu
  • erlebt alle zwei Stunden eine Frau sexualisierte Gewalt durch ihren Partner


Im Jahr 2023 wurden laut Bundeskriminalamt 155 Frauen von ihrem (Ex-)Partner getötet. Laut UN Woman wäre ihr Tod vermeidbar gewesen. "Durch Gewaltprävention, Täterarbeit, umfassende Schutz- und Hilfsangebote, Zugang zur Justiz und Aufklärung." Dafür werben die Aktionen am "Orange Day".

Hintergründe des "Orange Day"

Im Jahr 1999 führten die Vereinten Nationen den "Orange Day" offiziell ein. Ursprünglich initiiert wurde die Kampagne bereits 1981 von lateinamerikanischen und karibischen Feministinnen. Hintergrund ist die Ermordung der drei Mirabal-Schwestern in der Dominikanischen Republik. Die drei Schwestern wurden am 25. November 1960 vom Geheimdienst nach monatelanger Folter getötet, weil sie sich gegen die Diktatur im Land gewehrt hatten.​

Telefonnummern für hilfesuchende Frauen

  • Gewalt gegen Frauen - bundesweites Hilfetelefon rund um die Uhr; Tel. 116 016
  • Sofortaufnahmestelle für Frauen und ihre Kinder in Hannover - Frauenhaus24, erreichbar rund um die Uhr: (0800) 770 80 77
  • Frauennotruf Hannover e.V., offene Sprechstunde immer montags von 14 bis 15 Uhr (außer an Feiertagen), telefonische Beratung montags 15 bis 17 Uhr, mittwochs 10 bis 12 Uhr und freitags 10 bis 13 Uhr: (0511) 33 21 12

Weitere Informationen
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