Niedersachsens Wirtschaft fordert strengere Corona-Regeln
Viele Arbeitgeber in Niedersachsen befürworten einen strengeren Corona-Schutz. Politik und Behörden müssten so schnell wie möglich die Voraussetzungen schaffen, fordern sie.
Etliche Einrichtungen für Tests und Impfungen seien vorschnell abgebaut worden. "Die regionale Wirtschaft steht mehrheitlich hinter strengeren Regeln, um die vierte Welle zu brechen", sagte Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hannover, am Mittwoch. Bielfeldt sieht Defizite aus der Zeit, in der die Inzidenzen niedriger waren: "Problematisch ist die über die letzten Monate ausgedünnte Infrastruktur mit Testzentren, insbesondere abseits der Ballungsräume in ländlichen Regionen."
Betriebe wollen erneuten Lockdown verhindern
Fehlende Möglichkeiten für rasche Tests bildeten nun "eine erhebliche Hürde" sowohl für das 3G-Modell am Arbeitsplatz als auch für die geplanten 3G- oder 2G-plus-Modelle für den Zutritt von Kunden, sagte die IHK-Geschäftsführerin. "Hier besteht akuter Handlungsbedarf." Betriebe versuchten, einen neuen Lockdown unbedingt zu verhindern. Denn dieser dürfte für viele das Aus bedeuten, schätzt Bielfeldt.
Schutzstatus abfragen?
3G im Job könne "zeitnah pragmatisch umgesetzt werden", so Bielfeldt. "Vorausgesetzt, die Regelung wird nicht mit bürokratischen Auflagen überfrachtet." Dann müsse man auch den Schutzstatus der Beschäftigten abfragen dürfen.
Ver.di für 3G, aber gegen Auskunft über Impfstatus
Die Gewerkschaft ver.di würde eine 3G-Pflicht am Arbeitsplatz begrüßen - fordert jedoch, dass Arbeitnehmende weiterhin selbst entscheiden dürfen, ob sie ihren Impfstatus offenlegen. Zwar könnte es für Beschäftigte bequemer sein, dem Arbeitgebenden mitzuteilen, ob man geimpft sei. Eine Auskunftspflicht, wie sie teilweise von Arbeitgebenden gefordert wird, lehnt ver.di jedoch ab, wie Robert Kirschner, Gewerkschaftssekretär in Lüneburg, sagte. Menschen, die ihren Impfstatus für sich behalten wollen, könnten sich vor Arbeitsbeginn regelmäßig testen lassen. Für ihn ist klar, dass die Kosten für diese Tests von den Arbeitgebenden getragen werden müssen.
Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, Eckhard Sudmeyer, hatte vorgeschlagen, dass die Arbeitnehmenden die Tests selbst bezahlen müssen - auch, um einen Anreiz zu schaffen, sich impfen zu lassen.
VW bietet Impfungen an eigenen Standorten an
VW als größter Arbeitgeber im Land hatte am Dienstag angekündigt, wieder verstärkt auf mobiles Arbeiten zu setzen. Hierfür gibt es inzwischen eine ergänzte Betriebsvereinbarung. Personalvorstand Gunnar Kilian appellierte gleichzeitig, "Selbsttests, die wir unverändert zur Verfügung stellen, regelmäßig zu nutzen". Auch die Kapazitäten der VW-eigenen Impfstandorte werden ab Ende November weiter hochgefahren, so die Ankündigung. "Wir werden hier zunächst allen Volkswagen-Beschäftigten Impfungen, insbesondere auch Booster-Impfungen, anbieten können", sagte Kilian.
