Zwei Kanalarbeiter lassen einen Kanal-Roboter in einen Gullyschacht. © Martin Remmers/dpa Foto: Martin Remmers

Fall Joe aus Oldenburg: Polizei schließt Straftat aus

Stand: 29.06.2022 08:21 Uhr

Die Polizei in Oldenburg schließt im Fall Joe Fremdverschulden aus. Der Junge ist demnach am Tag seines Verschwindens in das Kanalsystem gekrochen und hat dort die Orientierung verloren.

Das teilte die Polizei Oldenburg am Dienstag mit. Demzufolge habe die Suche einer Fachfirma mit einem Spezialroboter zum Erfolg geführt. So seien im Bereich zwischen dem Wohnort des Kindes und dessen Auffindeort in einem Rohr von etwa 60 Zentimetern Durchmesser mehrere Kleidungsstücke geortet und geborgen worden. Die Kleidung konnte inzwischen zweifelsfrei dem Achtjährigen zugeordnet werden, heißt es in einer Mitteilung der Polizei. Es handele sich um sämtliche Bekleidungstücke, die Joe vor seinem Verschwinden getragen habe.

Vermisster Joe aus Oldenburg gefunden: Wimmern unter dem Gullydeckel

Der geistig behinderte Achtjährige war am 17. Juni als vermisst gemeldet worden. Nach acht Tagen intensiver Suche hörte ein Spaziergänger am Sonnabend ein leises Wimmern aus der Richtung eines Kanaldeckels und wählte den Notruf. Als die Einsatzkräfte den schweren Deckel nur wenige hundert Meter von Joes Elternhaus entfernt öffneten, fanden sie den Jungen. Der Polizei zufolge war er unbekleidet, äußerlich unverletzt, aber unterkühlt.

Knapp 300 Meter zwischen Einstieg und Fundort

Nach derzeitigem Ermittlungsstand dürfte Joe beim Spielen über ein Betonrohr mit einem Durchmesser von 100 Zentimetern in das Kanalsystem eingestiegen sein. Nach etwa 23 Metern soll der Achtjährige unter einem Gullydeckel durch ein Kunststoffrohr mit einem Durchmesser von etwa 60 Zentimetern nach rechts abgebogen sein. Etwa 70 Meter weiter sei in diesem Rohr die Weste des Jungen gefunden worden, so die Polizei. Den Rest der Bekleidung entdeckten die Ermittler nach eigenen Angaben nach weiteren 65 Metern in südöstlicher Richtung. Aufgefunden wurde der Junge unter einem Gullydeckel rund 290 Meter von der mutmaßlichen Einstiegstelle entfernt.

Joe sagt, er sei die ganze Zeit alleine gewesen

Aus Sicht der Polizei ist davon auszugehen, dass Joe in dem System mehr und mehr die Orientierung verloren hat und keinen Ausgang mehr finden konnte. Eine erste Äußerung des Jungen scheint diese Vermutung zu bestätigen. Wie der NDR in Niedersachsen berichtet, soll Joe einer Mitarbeiterin des Krankenhauses erzählt haben, dass er die ganze Zeit allein gewesen sei. Die Ermittler konnten nach eigener Aussage den Jungen bislang noch nicht eingehend befragen. Der Achtjährige befindet sich weiterhin im Krankenhaus.

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Eine Polizistin und ein Polizist knien vor einem geöffneten Gullydeckel. © Andre van Elten/dpa Foto: Andre van Elten

Joe aus Oldenburg - die Geschichte bleibt rätselhaft

Die Spurensuche mit Robotern bringt noch kein Ergebnis. Wenn es geregnet hätte, wäre es für den Jungen gefährlich geworden. (27.06.2022) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 29.06.2022 | 08:00 Uhr

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