MHH testet Tuberkulose-Impfstoff gegen Corona

Im Kampf gegen das Coronavirus will die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) einen Tuberkulose-Impfstoff testen. Für eine Studie sollen zunächst 1.000 freiwillige Ärzte, Pfleger und Mitarbeiter des Rettungsdienstes geimpft werden. Möglicherweise können bereits Ende April oder Anfang Mai die ersten Teilnehmer behandelt werden. Später ist eine weitere Studie mit 1.800 älteren Menschen geplant. Neben der MHH sind Zentren in München, Erfurt und Borstel (Schleswig-Holstein) an der Untersuchung beteiligt.
Wirkstoff soll Immunsystem stärken
Die Impfung soll das Immunsystem stärken, so dass es besser mit dem Coronavirus fertig wird. "Im Idealfall verringert die Impfung die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung", sagte Professor Christoph Schindler von der MHH. Der Wirkstoff gelangt den Angaben zufolge über das Blut in die Lymphknoten und verändert dort die körpereigenen Abwehrzellen. Wenn dann Coronaviren die Lunge befallen, werden weiße Blutkörperchen aktiv. Die als Fress- und Killerzellen bekannten Immunzellen bekämpfen die Viren in der Lunge und hindern sie im Idealfall daran, sich zu vermehren. Kommt es doch zu einer Infektion, könnte die verbesserte unspezifische Immunantwort den Verlauf der Erkrankung deutlich abschwächen und sogar dann noch helfen, wenn sich das Coronavirus verändern sollte, hoffen die Mediziner.
Weiterentwicklung eines alten Tuberkulose-Impfstoffs
Das am Berliner Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie entwickelte Präparat heißt VPM 1002. "Es ist die gentechnologisch verbesserte Variante eines jahrzehntealten Impfstoffs, der in vielen Ländern zur Bekämpfung des Tuberkulose-Erregers eingesetzt wird", so Schindler. Falls sich in den Studien zeigt, dass die Geimpften tatsächlich weniger häufig oder weniger schwer an Covid-19 erkranken, könnten in wenigen Monaten Risikogruppen wie Klinikpersonal und besonders gefährdete Menschen mit VPM 1002 geimpft werden.
MHH bekommt Geld vom Land
Finanziert wird die Studie in Hannover unter anderem mit Geldern aus dem Nachtragshaushalt des Landes Niedersachsen. Von den insgesamt knapp zehn Millionen Euro für Forschungseinrichtungen gehen mehr als sechs Millionen Euro an Projekte der MHH. Neben der Testung eines Impfstoffes befassen sich diese unter anderem mit der Aufklärung der Krankheitsentwicklung, der Verbesserung der Behandlung von COVID-19 Patienten und der Antikörperforschung. "Je mehr Wissen wir über den Erreger sammeln, desto besser können wir das Virus bekämpfen", sagte Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU). "Die Forschungslandschaft in Niedersachsen ist in den Bereichen Infektionsforschung, Epidemiologie und Virologie sehr gut aufgestellt. Es gibt eine Vielzahl von Einrichtungen, die für die Bekämpfung des Coronavirus unermüdlich wertvolle Beiträge liefern."
