Krankmeldungen nach Impfung: Debatte um AstraZeneca hält an
Nach Berichten über viele Nebenwirkungen nach Impfungen mit dem Wirkstoff AstraZeneca geht die Debatte auch in Niedersachsen weiter. Virologe Christian Drosten bricht eine Lanze für das Vakzin.
Erst Emden und Oldenburg, dann auch noch Braunschweig: In drei Kliniken in Niedersachsen klagten viele Geimpfte, in erster Linie Krankenhausmitarbeiter, nach der Corona-Impfung mit dem Wirkstoff AstraZeneca über Nebenwirkungen wie Fieber, Schüttelfrost oder Übelkeit. Die Krankenhäuser setzten die Impfungen teilweise aus, da durch die vielen Krankmeldungen bereits der Betriebsablauf gefährdet war.
Drosten: "Vieles ist falsch verstanden worden"
Eva Hummers, Medizinerin an der Göttinger Uni-Klinik und Mitglied der Ständigen Impfkommission, sagte NDR 1 Niedersachsen, dass es sich aus ihrer Sicht trotz der Häufung um normale Impfreaktionen handele. "Damit ist bei allen drei Impfstoffen zu rechnen", so Hummers weiter. Auch der Virologe Christian Drosten machte sich im NDR Podcast am Dienstag für den umstrittenen Impfstoff stark. Der sei nicht zweitrangig und auch besser als sein Ruf. "Wenn ich mir die öffentliche Diskussion in Deutschland anschaue, ist da vieles falsch verstanden worden", sagte er. Auch sei die Kommunikation vonseiten der Impfstoff-Entwickler nicht glücklich verlaufen.
Niedersachsen hat erst knapp 9.000 Dosen eingesetzt
In Niedersachsen ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums bislang nur ein Bruchteil der gelieferten Impfdosen von AstraZeneca eingesetzt worden. Bisher erhielt das Land 72.000 Dosen, davon wurden bis einschließlich Dienstag aber erst 8.806 verwendet, wie das Gesundheitsministerium in Hannover am Mittwoch mitteilte. Allerdings wird der Impfstoff bislang auch nur an Personen unter 65 Jahre ausgegeben, die der Gruppe mit der höchsten Impfpriorität angehören - der Personenkreis ist demnach derzeit noch deutlich kleiner als bei den anderen Herstellern.
Gute Erfahrungen in Bremen
In anderen Bundesländern ist die Lage ähnlich. Nur Nordrhein-Westfalen (34.124) und Bayern (12.092) hätten bisher mehr Impfdosen von AstraZeneca eingesetzt. Gute Erfahrungen hat das Land Bremen mit dem Vakzin gemacht: Man habe bislang 4.800 Dosen des britisch-schwedischen Impfstoffes erhalten, teilte das Gesundheitsressort am Mittwoch mit. Davon seien 1.000 Einheiten bereits verwendet worden, weitere 1.000 Impfungen seien terminiert. Die Impfangebote mit AstraZeneca gingen demnach unter anderem an niedergelassene Ärzte und Zahnärzte. Der Impfstoff werde gut angenommen, hieß es.
Der Impfstoff des britisch-schwedischen Unternehmens hatte schon mehrfach für Schlagzeilen gesorgt: Zunächst wurde die Wirksamkeit für Personen über 65 Jahre bezweifelt, anschließend die gegen Mutationen des Virus.
