Illegale Millionentransfers: Razzia im Geldwäscher-Netzwerk
Die Polizei ist in Niedersachsen, Bremen und Nordrhein-Westfalen am Mittwoch gegen ein Netzwerk von mutmaßlichen Geldwäschern vorgegangen. Bei dem Großeinsatz ging es auch um Gewalt und Terrorismus.
67 mutmaßliche Mitglieder eines seit 2016 international agierenden Netzwerks stehen im Fokus der Ermittlungen, wie die Polizei Düsseldorf und die Zentral- und Ansprechstelle für die Verfolgung Organisierter Straftaten (ZeOS) in Nordrhein-Westfalen erklärten. Elf von ihnen wurden am Mittwoch festgenommen. Das Netzwerk stufen die Ermittler als kriminelle Vereinigung ein. Die Beschuldigten sollen mit illegalen Zahlungsdiensten Geld aus Straftaten gewaschen haben. Nach vorläufiger Schätzung beträgt das Transaktionsvolumen rund 140 Millionen Euro. NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) sprach angesichts des Polizei-Großeinsatzes von einem "Paukenschlag" gegen die Organisierte Kriminalität.
Luxusautos, Uhren und Gold beschlagnahmt
In 25 Städten durchsuchten die Ermittler 81 Wohnungen, Büros und Banken. Dabei beschlagnahmten sie Beweismittel sowie Vermögenswerte im Wert von mehr als drei Millionen Euro - darunter Luxusautos, hochwertige Uhren, Gold und Schmuck. "Wir haben heute einen extrem ergiebigen Geldhahn abgedreht", sagte NRWs Innenminister Herbert Reul (CDU). "Das war ein verdammt dickes Ding." Mehr als 1.400 Einsatzkräfte waren an den Durchsuchungen beteiligt, darunter auch Spezialeinheiten, Staatsschützer, Finanzermittler und Steuerfahnder. In Niedersachsen und Bremen gab es den Angaben zufolge in Hannover und Bremerhaven Durchsuchungen. Der Schwerpunkt der Aktion lag in Nordrhein-Westfalen.
Terrorverdächtige und Gefährder unter den Festgenommenen
Die Ermittler werfen den Beschuldigten darüber hinaus vor, Gewalttaten wie bewaffneten Raub und Geiselnahme begangen zu haben, um ihre Forderungen einzutreiben. Einer der Beschuldigten wurde wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland in Untersuchungshaft genommen. Zwei weitere Verdächtige seien als islamistische Gefährder bekannt, vier als sogenannte "relevante Personen" des islamistischen Spektrums. Außerdem sollen Mitglieder des Netzwerks zu Unrecht Sozialleistungen bezogen haben, sozialversicherungsrechtlichen und steuerlichen Pflichten nicht nachgekommen sein und sich gegenseitig dabei geholfen haben, die Taten zu verschleiern.
Zufallsfund: 300.000 Euro im Turnbeutel
Ausgangspunkt der Ermittlungen war ein Zufallsfund der Polizei: Im Mai 2020 war die Polizei zu einem Unfall auf der A61 gefahren. Ein Auto war von der Fahrbahn abgekommen. Weil sich die Insassen verdächtig verhielten wurden die Beamten misstrauisch. Daraufhin entdeckten sie in dem Auto einen Turnbeutel mit 300.000 Euro Bargeld. Dies habe die Ermittlungen ins Rollen gebracht, bestätigte NRWs Justizminister Biesenbach.
