Klage: Gerhard Schröder fordert sein Büro zurück

Stand: 12.08.2022 20:06 Uhr

Gerhard Schröder (SPD) geht nach Informationen von NDR Niedersachsen dagegen vor, dass der Haushaltsausschuss ihm sein Altkanzler-Büro in Berlin und die dazugehörigen Personalstellen gestrichen hat.

von Christina Harland, Claudia Wohlsperger, Mandy Sarti

Eine entsprechende Klage reichten seine Anwälte Michael Nagel und Ralph Heiermann am Donnerstagabend beim Verwaltungsgericht Berlin ein. "Im Kern geht es darum festzustellen, dass die Entscheidung, dem Altkanzler Gerhard Schröder seine Personalausstattung zu nehmen, rechtsstaatswidrig ist", sagte Nagel dem NDR. Es sei eklatant rechtswidrig, dass er während des Verfahrens nicht gehört worden sei. Schröder hatte um ein Gespräch mit dem Vorsitzenden des Haushaltsausschusses, Helge Braun (CDU), gebeten. Darauf war Braun allerdings nicht eingegangen. Schröder habe "alles nur aus den Medien erfahren", kritisierte Nagel. "Er wurde im wahrsten Sinne des Wortes zum Objekt des Verfahrens gemacht." Das sei "ein klarer Verstoß gegen die Menschenwürde".

Haushaltsausschuss streicht Büro und Mitarbeitende

Gerhard Schröder und Wladimir Putin umarmen sich. © picture-alliance/ dpa | Peer Grimm Foto: Peer Grimm
Schröder steht wegen seiner Nähe zu Putin in der Kritik. (Archivbild)

Wegen seiner Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin steht der Altkanzler seit Jahren in der Kritik. Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wird ihm vorgeworfen, dem Ansehen und den Interessen Deutschlands zu schaden. Bereits im Mai hatte der Haushaltsausschuss des Bundestags Konsequenzen gezogen: Das Büro wurde "ruhend gestellt". Schröder hat damit seine Personalausstattung verloren. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten allerdings schon vorher gekündigt. Der Haushaltsausschuss begründete die Entscheidung damit, "dass Bundeskanzler a.D. Schröder keine fortwirkende Verpflichtung aus dem Amt mehr wahrnimmt". Die Einschnitte gelten auch für künftige Altkanzlerinnen und Altkanzler.

Erstes Ziel bereits erreicht: Schröder bleibt vorerst in der SPD

Es ist nicht der einzige Kampf, den Schröder gewinnen will. Ein erstes Etappenziel hat er bereits am Montag erreicht: Die Schiedskommission der SPD in der Region Hannover entschied, dass der Altkanzler nicht aus der SPD ausgeschlossen wird. Bundeschef Lars Klingbeil und Landeschef Stephan Weil hatten anschließend deutlich gemacht, dass Schröder in der Partei dennoch isoliert sei.

Weitere Informationen
Das Bild zeigt Altkanzler Gerhard Schröder. © picture alliance / Geisler-Fotopress | Ulrich Stamm/Geisler-Fotopress Foto: Ulrich Stamm/Geisler-Fotopress

Schröder bleibt SPD-Mitglied: Verbände streben Berufung an

Sie wollen gegen die Entscheidung der Schiedskommission vorgehen. Aus ihrer Sicht verhielt sich Schröder parteischädigend. (11.08.2022) mehr

Gerhard Schröder (SPD), ehemaliger Bundeskanzler, zu Beginn einer Anhörung im Wirtschaftsausschuss des Bundestags zum Pipeline-Projekt Nord Stream 2 im Sitzungssaal. © picture alliance/dpa | Kay Nietfeld Foto: Kay Nietfeld

Schröder darf in Partei bleiben: Reaktionen auf SPD-Entscheid

Laut Schröders Anwalt war keine andere Entscheidung zu erwarten. Weil und Klingbeil sehen den Ex-Kanzler weiter isoliert. (08.08.2022) mehr

Porträtaufnahme von Martina Thorausch © NDR

Kommentar: Schröder darf bleiben - Entscheidung war absehbar

Die Schiedskommission sieht keinen Schaden für die SPD. Moral sei hier die falsche Kategorie, meint Martina Thorausch. (08.08.2022) mehr

Weitere Informationen
Gerhard Schröder (SPD), ehemaliger Bundeskanzler und jetziger Leiter Verwaltungsrat Nord Stream 2, wartet am 01.07.2020 auf den Beginn der Anhörung im Wirtschaftsausschuss des Bundestags zum Pipeline-Projekt Nord Stream 2 im Sitzungssaal. © picture alliance/dpa | Kay Nietfeld Foto: Kay Nietfeld

Cuxhaven will Ehrenring von Schröder nicht mehr zurück

Die Stadt hatte den Altkanzler zur Rückgabe aufgefordert, den Ring aber nie bekommen. Nun kommt das Thema zu den Akten. (11.08.2022) mehr

Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 12.08.2022 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Haushaltspolitik

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Soldaten der Bundeswehr durchsuchen das Ufer unweit der Oste nach dem vermissten Arian. © dpa-Bildfunk Foto: Philipp Schulze

Vermisster Arian aus Bremervörde: Müllabfuhr abgesagt

Laut Feuerwehr sollen mögliche Verstecke nach dem Jungen durchsucht werden - darunter auch Mülltonnen. Die Bundeswehr unterstützt. mehr