Fachkräftemangel: Hälfte der Kitas muss Gruppen schließen
Die Diakonie Niedersachsen hat bei 700 Kitas der Landeskirche Hannover die Personalsituation abgefragt - 454 Einrichtungen haben geantwortet. Das Ergebnis: Der Fachkräftemangel ist gravierend.
75 Prozent der Kitas können aufgrund des aktuellen Fachkräftemangels Stellen nicht besetzen. Das hat Folgen für die Arbeitssituation: Zwei von drei Einrichtungen müssen mindestens tageweise die Gruppen schließen, heißt es in der Umfrage, die dem NDR in Niedersachsen vorliegt. Die Hälfte der befragten Kitas der Landeskirche Hannover muss die Kernbetreuungszeiten kürzen.
Die Diakonie mahnt, eine verlässliche Kinderbetreuung sei so nicht möglich. "Es fehlt an zusätzlichem Personal in den Einrichtungen. Die Kita-Mitarbeitenden arbeiten nur noch im Notfallmodus", sagt Vorstandssprecher Hans-Joachim Lenke.
Kaum geeignete Bewerberinnen und Bewerber
Dem Bildungsauftrag könne so nicht mehr nachgekommen werden, so Diakonie-Vorstand Lenke. Aufgrund der Situation steige das Stresslevel unter den Erzieherinnen und Erziehern. Das habe weitere Ausfälle zur Folge. "Das führt dazu, dass der Beruf immer unattraktiver wird und neue Kräfte noch schwieriger gewonnen werden können", sagte Lenke.
Das spiegelt sich auch in der Umfrage wider: 93 Prozent der befragten Einrichtungen gaben an, dass sich weniger als drei geeignete Fachkräfte auf offene Stellen bewerben. Auch die Besetzung der dritten Kitakraft gestalte sich schwierig.
Frühkindliche Bildung kommt zu kurz
Der Vorwurf der Diakonie: Die vergangenen Landesregierungen haben es über Jahrzehnte versäumt, die Standards in den Einrichtungen an die Realität anzupassen. "Viele Mitarbeitende haben das Gefühl, dass Kitas sich immer mehr zu 'Aufbewahrungsorten' zurückentwickeln und die frühkindliche Bildung in der Hintergrund tritt."
Forderung: Kommunen müssen besser finanziell unterstützt werden
Lenke fordert deshalb von der künftigen Landesregierung, die Kitas stärker in den Blick zu nehmen: Es brauche mehr Ausbildungsplätze und in der Ausbildung müsse der Praxisanteil erhöht werden. Zudem müssten die Auszubildenden entsprechend bezahlt werden. Darüber hinaus müsse mehr Geld für bessere Rahmenbedingungen ausgegeben werden. Die Diakonie in Niedersachsen spricht sich dafür aus, dass das Land die Kommunen künftig besser finanziell unterstützt.