Digitalpakt: Zu viel Bürokratie, zu wenig Verlässlichkeit?
Mit dem "Digitalpakt Schule" sollen Schulen auch in Niedersachsen digital besser aufgestellt werden. Die Zwischenbilanz nach einem Jahr fällt gemischt aus.
Lehrkräfte werfen dem Land zu viel Bürokratie vor. Langwieriges Schreiben von Anträgen, strenge gesetzliche Regeln - das dauere viel zu lange, sagt Torsten Neumann, Vorsitzender des Verbands Niedersächsischer Lehrer (VNL/VDR). Er fordert, dass das Kultusministerium damit flexibler umgeht, wie NDR 1 Niedersachsen berichtet.
Neue Tablets, aber schlechte Internetverbindung
Andrea Kunkel, Vorsitzende des Schulleitungsverbands Niedersachsen (SLVN), hört nach eigenen Angaben hingegen viel Gutes von Kollegen. Neue Laptops und Tablets hätten den Fernunterricht während der Corona-Pandemie erleichtert. Sie kritisiert aber, dass noch zu viele Schulen schlecht mit Internet versorgt seien. Da nützten dann auch brandneue Tablets nichts, so Kunkel.
Städtebund für klare Regelungen - und mehr Geld
Eine durchwachsene Zwischenbilanz zieht auch der Niedersächsische Städte- und Gemeindebund (NSGB). Das Erstausstattungsprogramm der Schulen sei zwar "relativ problemfrei" gelaufen, sagte Sprecher Thorsten Bullerdiek. Auf der anderen Seite fehle es an Verlässlichkeit. "Wir brauchen klare Regelungen, nach denen das Land sich verpflichtet, die Kosten für die Digitalisierung der Schulen auch in der Zukunft zu übernehmen", sagte Bullerdiek dem NDR. Ein Hangeln von Förderprogramm zu Förderprogramm sei der falsche Weg. Zudem müsse mehr Geld ins System, um in den nächsten Jahren nachhaltig digital arbeiten zu können. Geräte sollten nicht nur beschafft werden, "sie müssen auch administriert werden", sagte Bullerdiek. Auch dies müsse das Land finanzieren.
Ministerium: Mehr Anträge seit Sommer
Beim Kultusministerium sind dagegen keine Probleme bekannt, wie es heißt. Anträge würden schnell abgearbeitet. Seit dem Frühsommer seien die Antragszahlen sogar deutlich gestiegen. Das sei ein gutes Zeichen, so Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD).
55 von 470 Millionen Euro bislang abgerufen
Der "Digitalpakt Schule" wurde im Mai 2019 von Bund und Ländern vereinbart. Insgesamt fünf Milliarden Euro sollen innerhalb von fünf Jahren für den digitalen Umbau der Schulen eingesetzt werden. Niedersachsen stehen davon etwa 470 Millionen zu. Vor einem Jahr waren die ersten Fördergelder in den Landkreis Helmstedt geflossen. Seitdem haben Niedersachsens Schulen nach Angaben des Kultusministeriums etwa 55 Millionen Euro abgerufen. Das sind weniger als zwölf Prozent der Gesamtsumme.
