Corona und Kinder: Viele Anfragen beim Kinderschutzbund
Der Kinderschutzbund in Niedersachsen hat in der Corona-Pandemie ein deutlich gesteigertes Bedürfnis nach Hilfe verzeichnet.
So habe es im vergangenen Jahr insgesamt mehr Beratungen als im Jahr zuvor gegeben, stark gestiegen seien insbesondere die Online-Beratungen, teilte die Organisation am Donnerstag mit. Mehr als 461.000 Kinder und Jugendliche hätten sich mit ihren Sorgen, Ängsten und Nöten an die "Nummer gegen Kummer" gewandt - per Telefon oder online. Daraus ergaben sich laut Kinderschutzbund fast 111.000 konkrete Gespräche.
Kinderschutzbund: "Viele leiden unter Kontaktbeschränkungen"
Der Verband verzeichnete bei der Kommunikation über das Internet eine Zunahme von 31 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In Hannover habe sich die Zahl der Online-Beratungen fast verdoppelt, sagte Petra Lorenz, Leiterin des Kinder- und Jugendtelefons des Kinderschutz-Zentrums in Hannover. "Für viele Kinder war es im ersten Lockdown 2020 schwieriger, mit uns zu telefonieren, weil alle zu Hause waren. Sie sind dann häufig auf die Online-Beratung ausgewichen", so Lorenz. "Es gibt junge Menschen, die sehr unter den Kontaktbeschränkungen leiden, Zukunftsängste oder depressive Verstimmungen haben. Aber wir haben es natürlich auch mit Fällen zu tun, bei denen es um Gewalt, auch sexualisierte Gewalt, geht", berichtete Lorenz.
Mehr Inobhutnahmen im Landkreis Harburg
Im Landkreis Harburg sind ebenfalls Folgen der Pandemie für Kinder zu spüren. Dort haben sich die Meldungen über gefährdete Kinder beim Jugendamt zwischen April und Dezember um 37 Prozent erhöht, wie NDR 1 Niedersachsen berichtet. Die Zahl der Kinder, die aus den Familien genommen werden mussten, stieg sogar um 51 Prozent.
Landkreise machen unterschiedliche Beobachtungen
Auch die Landkreise Stade und Lüchow-Dannenberg berichten auf NDR Anfrage von einem Anstieg der Gefährdungsmeldungen und Inobhutnahmen. Im Heidekreis hingegen heißt es: Bislang gebe es keinen signifikanten Anstieg. Und das Jugendamt im Landkreis Rotenburg hat während des Lockdowns geringere Zahlen von Kindeswohlgefährdung festgestellt - allerdings erwartet man hier, dass wieder mehr Auffälligkeiten gemeldet werden, sobald der Lockdown vorbei ist. So sieht es auch Johannes Schmidt. Der Vorsitzende vom Kinderschutzbund Niedersachsen sagt, dass wichtige Bezugspersonen wie Erzieher oder Lehrer wenig mitbekommen, weil Schulen und Kitas noch geschlossen seien. Vieles spiele sich unter dem Radar ab, so Schmidt. Er vermutet, dass man erst nach der langsamen Öffnung vom Ausmaß der Probleme erfahren wird.
