Corona leert Innenstädte: Kunden kaufen gezielt oder im Netz
Obwohl die Geschäfte in Niedersachsens Innenstädten geöffnet sind, bleiben die Kunden aus. Wer einkauft, tut dies gezielt. Nach Bummeln ist in der Corona-Pandemie offenbar kaum jemandem zumute.
"Um unsere Innenstädte machen wir uns erhebliche Sorgen - es ist fünf vor zwölf", sagte am Donnerstag der Präsident des Städtetages, Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD). Schätzungen prophezeiten eine massenhafte Schließung von Geschäften und Gastronomie in Innenstädten, wenn der Staat nicht zügig gegensteuere, sagte Salzgitters Oberbürgermeister und Verbands-Vize Frank Klingebiel (CDU). Einzelhandelsgeschäfte und Kaufhausfilialen würden mitunter um ihre wirtschaftliche Existenz ringen.
Halb so viele Kunden in Hannover, Göttingen und Osnabrück
Wie sehr die Besucherzahlen eingebrochen sind, zeigt laut NDR 1 Niedersachsen eine Zählung des Immobilienberaters Engel und Völkers Commercial. Wie jedes Jahr hat er am ersten Adventssonnabend mit Lasergeräten die Passanten in den Top-Einkaufsstraßen des Landes gezählt. In der Georgstraße in Hannover waren demnach nur halb so viele Kunden wie sonst üblich unterwegs, in der Achternstraße in Oldenburg rund 40 Prozent weniger, in der Weender Straße in Göttingen und der Großen Straße in Osnabrück fast 50 Prozent.
Städtetag hofft auf geplantes Quartiersgesetz
Konkret fordert der Städtetag vom Land Niedersachsen die zügige Umsetzung des sogenannten Quartiersgesetzes. Der Entwurf der rot-schwarzen Landesregierung soll Städten und Gemeinden ein weiteres Instrument für innovative Stadtentwicklung an die Hand geben. Eine sogenannte Öffnungsklausel im Baugesetzbuch soll es Ländern ermöglichen, Regelungen für private Initiativen zur Stadtentwicklung und deren Finanzierung zu treffen. Dem Städtetag zufolge soll die Landesregierung den Kommunen durch entsprechende Gesetze auch mehr Chancen auf Problemimmobilien einräumen.
Sofortprogramm über 70 Millionen Euro soll helfen
Darüber hinaus wollen die niedersächsischen Stadtoberhäupter, dass die Regierung ein Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte in Höhe von mindestens 70 Millionen Euro auflegt. Zudem soll als Teil des "Masterplans Digitalisierung" ein Forschungs- und Pilotprojekt gefördert werden, das dem Einzelhandel helfen soll, seine Online-Angebote zu beurteilen und zu verbessern. Ziele seien unter anderem, die Geschäfte im Internet sichtbarer zu machen - etwa durch korrekte Öffnungszeiten bei Google und dass man die Angebote des Haushaltswarenhändlers um die Ecke auch im Netz findet.
Lange Shopping-Tage und Gutscheine für Adventszeit
Um die Kunden in den kommenden Wochen in die Innenstädte zu locken, wirbt der Niedersächsische Städtetag für lange Einkaufsdonnerstage bis 24 Uhr und Gutscheine für die Bewohner einer Stadt, die vor Ort eingelöst werden können. Um die Innenstädte langfristig vor Leerständen zu bewahren, gehen manche Kommunen neue Wege. In Walsrode im Heidekreis etwa reißt die Stadt alte Gewerbeimmobilien ab und baut auf den Grundstücken Wohnungen. Der Gedanke dahinter: Wer in der Innenstadt wohnt, kauft dort auch ein und geht ins Café.
