Corona-Impfzentren sollen wieder beliefert werden
Niedersachsen will voraussichtlich ab Mittwoch die Impfzentren im Land wieder mit Impfstoff versorgen. Witterungsbedingt waren die Lieferungen zwei Tage ausgefallen. Sie sollen nun nachgeholt werden.
"Wir gehen davon aus, dass wir morgen wieder liefern können und dass sich die Situation auf den Straßen dann soweit normalisiert hat", sagte die Vizechefin des Corona-Krisenstabs, Claudia Schröder, am Dienstag auf der wöchentlichen Pressekonferenz. Das Land habe in Absprache mit der für die Impfstoff-Lieferungen zuständigen Polizeidirektion und dem Logistiker DHL die Lieferungen kurzfristig gestoppt.
Lieferungen werden diese Woche nachgeholt
Die Gefahr von Unfällen oder Staus sei zu groß gewesen, sagte Krisenstabs-Leiter Heiger Scholz. "Wenn ein Laster mit Schuhen in den Graben fährt, macht das weiter nichts", sagte Scholz auf die Frage, warum andere Pakete in diesen zwei Tagen sehr wohl ihr Ziel erreichten. "Wenn ein Laster mit Impfstoff in den Graben fährt und der Impfstoff verdirbt, macht das sehr wohl was." Schröder erklärte, dass man Alternativen wie die Lieferung per Hubschrauber oder Flugzeug in Betracht gezogen hätte, wenn man von einem längerfristigen Lieferstopp ausgegangen wäre. Angesichts von lediglich zwei Tagen habe man aber entschieden, die Lieferungen zu verschieben. Mit DHL sei besprochen worden, dass alle Lieferungen, die für diese Woche geplant waren, auch in dieser Woche noch ankommen. Das bedeutet, dass die betroffenen Impfzentren bis spätestens Freitag die versprochenen Dosen erhalten sollen.
Land legt weniger Dosen für Zweitimpfung zurück
Darüber hinaus stellte der Krisenstab die geänderte Impfstrategie des Landes vor. Künftig wird für die Zweitimpfungen nicht mehr die Hälfte der Dosen zurückgehalten, sondern nur noch ein Drittel. Hintergrund ist laut Scholz, dass man den Eindruck habe, dass die Impfstoff-Lieferungen jetzt verlässlicher ankommen. Die neue Strategie gelte lediglich für den Impfstoff von Biontech/Pfizer. Vom Moderna-Impfstoff werden für diese Strategie laut Scholz derzeit zu kleine Mengen geliefert, sodass das Land die zweite Dosis weiterhin vorsichtshalber zurückhält. Von AstraZeneca seien dagegen so große Mengen angekündigt, dass man gar nichts zurückstellen müsse - zumal die Zweitimpfung in einem breiten Korridor zwischen vier und acht Wochen erfolgen könne, sagte Scholz. Durch die neue Strategie werde Niedersachsen auch beim bundesweiten Impf-Ranking, bei dem lediglich die Erstimpfungen gezählt werden, aufholen.
Rüge für Impfvordrängler: "unsolidarisches Verhalten"
Aktuell sind in Niedersachsen laut Scholz 82 Prozent der Bewohner in Alten- und Pflegeheimen einmal geimpft. Von ihnen haben 43 Prozent bereits die zweite Dosis erhalten, durch die der vollständige Immunschutz aufgebaut werden soll. Die Prioritäten für die Impfung seien eindeutig, sagte Scholz hinsichtlich der jüngst bekannt gewordenen Fälle von Impfvordränglern. "Jeder mit einem normalen, gesunden Menschenverstand weiß, ob er in der Notaufnahme tätig ist oder in der Krankenhausverwaltung." Regierungssprecherin Anke Pörksen sagte dazu: "Das ist ein unsolidarisches, verwerfliches Verhalten, sich vorzudrängeln, sich Impfstoff zu besorgen, der einem nicht zusteht - egal, wer das tut. Das darf man nicht, das soll man nicht, das ist unmoralisch." Sollte es weitere Fälle geben, werde die Landesregierung möglicherweise mit dem Bund sprechen, ob diesbezüglich ein Bußgeldkatalog in die Impfverordnung aufgenommen wird.
"Mutationen sind auf dem Vormarsch"
Während das Infektionsgeschehen im Land seit knapp drei Wochen kontinuierlich rückläufig ist, werden immer häufiger Corona-Mutationen, insbesondere die Variante B.1.1.7 aus Großbritannien, nachgewiesen. "Die Mutationen sind auf dem Vormarsch", sagte Schröder unter Berufung auf das Niedersächsische Landesgesundheitsamt (NLGA). Derzeit seien sie in einzelnen Landesteilen unterschiedlich stark verbreitet. Insgesamt sei ihr Prozentsatz derzeit noch gering. Das NLGA teile die Einschätzung des Robert Koch-Instituts, dass die Mutationen durchschnittlich fünf Prozent der Infektionen ausmachen. Die Situation in Niedersachsen sei vergleichbar mit der in anderen Bundesländern, so Schröder. Aber: "Ganz offensichtlich gibt es eine steigende Tendenz."
Bund-Länder-Beratung am Mittwoch
Regierungssprecherin Pörksen sagte: "Mutation spielen eine entscheidende Rolle, bei dem was in Niedersachsen und Deutschland passieren kann, welche Entscheidungen möglich sind und welche nicht." Derzeit sei vieles noch unklar, etwa wie aggressiv die Mutationen seien und wie stark sie beispielsweise den R-Wert veränderten. Das Thema Mutationen wird womöglich die Diskussionen über das weitere Vorgehen in der Bund-Länder-Beratung am Mittwoch bestimmen.
