Benutzt AfD-Politiker Jozef Rakicky unrechtmäßig Doktor-Titel?

Stand: 12.05.2023 08:43 Uhr

In Deutschland ist die Regel klar: Wer eine Doktorarbeit abgegeben und bestanden hat, darf den Doktor-Titel tragen. Der AfD-Politiker Jozef Rakicky wird sogar mit "Dr. Dr." zitiert. Doch offenbar ist das nicht richtig.

von Mandy Sarti

Die angeführten Titel des AfD-Landtagsabgeordneten Rakicky, Chefarzt für Neurologie in Helmstedt, werfen Fragen auf: Wird der AfD-Politiker Rakicky auf der Internetseite des Landesverbandes in Niedersachsen und in den Pressemitteilungen der Fraktion unrechtmäßig mit dem akademischen Grad Doktor geführt? Dort wird er immerhin mit "Dr. Dr." zitiert.

Berufsdoktorate - aber keine Doktorarbeit?

Eine Bildmontage mit Screenshots der Webseiten der AfD und des Niedersächsischen Landtages mit dem Abgeordneten Jozef Rakicky (AfD) © AfD/Niedersächsischer Landtag
Auf der Seite der AfD-Fraktion und auf der Seite des Landtags werden unterschiedliche Angaben zum akademischen Grad von Jozef Rakicky gemacht.

Anders auf der Internetseite des Landtages. Dort wird der AfD-Abgeordnete mit dem Zusatz "MUDr." (Doktor der gesamten Heilkunde) und "PhDr." (Doktor der Philosophie) geführt. Dabei handelt es sich um sogenannte Berufsdoktorate, die ohne Doktorarbeit vergeben werden und nicht mit dem forschungsbasierten Doktorgrad "Dr." vergleichbar sind. Die Titel "MUDr." und "PhDr." hat Rakicky im Rahmen seines Psychologie- und Medizinstudiums in den 1980er-Jahren an der Karls-Universität Prag erhalten, das bestätigte eine Sprecherin dem NDR in Niedersachsen. Eine schriftliche Arbeit sei für diese Titel in den 1980er-Jahren aber nicht notwendig gewesen. In Ländern wie Tschechien und der Slowakischen Republik können Hochschulabsolventinnen und -absolventen einige dieser Titel zum Teil nach zweisemestrigen Studien erhalten.

Dr.-Titel darf nicht einfach so verwendet werden

Wenn man einen Dr.-Titel verwenden will, ist die Lage anders: In einem Informationsblatt des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur heißt es, die "Kurzform 'Dr'. ohne weiteren Zusatz gilt nicht für Doktorgrade, die ohne Promotionsstudien- und verfahren vergeben werden".

Unrechtmäßiges Führen strafbar

Und das kann Folgen haben: Das unrechtmäßige Führen von Titeln ist nach §132a Strafgesetzbuch strafbar. Eine Sprecherin des Ministeriums teilte mit: "Demnach ist es insbesondere strafbar, unbefugt inländische oder ausländische Amts- oder Dienstbezeichnungen, akademische Grade sowie bestimmte Berufsbezeichnungen zu führen." Die Tat müsste aber angezeigt werden und die Staatsanwaltschaft entsprechende Ermittlungen aufnehmen. Es liege in der Eigenverantwortung des Trägers, den richtigen Titel anzugeben.

Was sagt die AfD dazu?

Auf Anfrage des NDR in Niedersachsen verwies eine Sprecherin der AfD-Fraktion auf "sprachliche Ungenauigkeiten" beim Zitieren des Abgeordneten. Außerdem machte sie deutlich: Rakicky sei nicht dafür verantwortlich, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihn mit "im gewöhnlichen Sprachgebrauch genutzte(n) Abkürzungen" auf Internetseiten listen oder zitieren. Rakicky selbst wollte sich nicht äußern.

Hinweis der Redaktion (12.05.2023, 18 Uhr):

Infolge der Berichterstattung des NDR hat die AfD Niedersachsen ihre Internetseite heute aktualisiert. Dort stellt sie Jozef Rakicky nicht mehr verkürzt mit „Dr. Dr.“ sondern mit seinem vollen Titel „MUDr.PhDr. /Univ.Prag“ vor. Der Fraktionsvorsitzende der AfD im Landtag Stefan Marzischewski bezeichnet die Berichterstattung des NDR als „Kampagne“. Auch Niedersachsens Wissenschaftsminister Falko Mohrs (SPD) äußerte sich zu den Vorwürfen. Berufsdoktorate müssten als solche deutlich gemacht werden und dürften nicht einfach in der Kurzform „Dr.“ abgekürzt werden. Einen Doktortitel in der verkürzten Form unrechtmäßig zu führen, sei strafbar, so Mohrs.

 

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Dieses Thema im Programm:

12.05.2023 | 19:30 Uhr

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