Behrens: Auch Apotheken sollten gegen Corona impfen
Der Bedarf an Booster-Impfungen ist riesig - und die Impfzentren sind zu. Niedersachsens Gesundheitsministerin Behrens spricht sich dafür aus, dass auch in Apotheken geimpft werden darf.
Vorbild sei die Einbeziehung von Apothekerinnen und Apothekern bei der Grippeschutzimpfung. "Für die Covid-19-Impfung kann ich mir etwas Ähnliches vorstellen", sagte Daniela Behrens (SPD) am Sonnabend dem NDR in Niedersachsen. Sie wisse, dass es gegen einen solchen Einsatz Vorbehalte in der Ärzteschaft gebe, aber die Apothekerinnen und Apotheker stellten ausdrücklich keine Konkurrenz dar, sondern sollten vorwiegend bei unproblematischen Auffrischungsimpfungen zum Einsatz kommen. Arztpraxen, in denen geimpft werde, seien schon jetzt stark belastet - die Mitwirkung von Apotheken könne Entlastung bringen, so die Ministerin.
"Gute Erfahrungen mit Grippeimpfungen in Apotheken"
Sie rechne damit, dass ihr Vorschlag in der Ärzteschaft auf Kritik stoßen werde, so Behrens in der NOZ. Sie bekräftigte dennoch: Der Bund müsse die rechtlichen Voraussetzungen für Impfungen in Apotheken schaffen. "In Niedersachsen haben wir im Rahmen von Modellprojekten bereits gute Erfahrungen mit Grippeschutzimpfungen in Apotheken gemacht", sagte die Ministerin.
Appell: Alle Arztpraxen sollten impfen
In der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (HAZ) forderte Behrens zugleich allen niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte auf, sich am Impfen zu beteiligen - nicht in allen Praxen wird aktuell gegen Corona geimpft. "Angesichts der schwierigen Pandemie-Lage hoffe ich sehr, dass sich kurzfristig noch deutlich mehr Praxen der Impfkampagne anschließen, als dies bisher der Fall ist", so Behrens.
KVN fordert 14.000 Praxen auf, sich zu beteiligen
Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) hat laut HAZ die rund 14 .000 niedergelassenen Haus- und Fachärzte im Land angeschrieben und aufgefordert, sich stärker als bisher an den Corona-Impfungen zu beteiligen. "Wir wollen mehr Impfdynamik", sagte KVN-Sprecher Detlef Haffke der Zeitung. "Jetzt müsste allen klar sein, dass man alle Kapazitäten in Anspruch nehmen muss." Bis Ende Februar seien in Niedersachsen rund 3,5 Millionen Booster-Impfungen notwendig. Man habe alle in der KVN organisierten Praxen dazu aufgefordert, bis kommenden Dienstag ihren Impfstoffbedarf anzumelden.
Mehr mobile Teams geplant - Suche nach Personal
Um die Impfkapazitäten schnellstmöglich hochzufahren, will Niedersachsen auch die Zahl der mobilen Impfteams deutlich erhöhen. Ein Team soll künftig auf 40.000 statt wie bisher auf 70.000 Einwohnerinnen und Einwohner kommen. 134 Teams gibt es bislang, mehr als 200 sollen es werden. Dafür ist qualifiziertes Personal notwendig. Um dieses zu finden, arbeiten die Landkreise meist mit Hilfsorganisationen zusammen, so das Gesundheitsministerium. So hätten etwa die Johanniter in Hannover und die Malteser im Bistum Osnabrück entsprechende Stellen ausgeschrieben. Es gebe aber noch keine Anzeichen für einen flächendeckenden Personalmangel, heißt es vom Ministerium.
Landkreistag: Impfzentren zu schließen war "Unsinn"
Hubert Meyer, Hauptgeschäftsführer des Niedersächsischen Landkreistages (NLT), hält es hingegen durchaus für eine Herausforderung, "höchst kurzfristig qualifiziertes Personal zu gewinnen". Die aktuelle Situation zeige deutlich den "politischen Unsinn" der Entscheidung, die Impfzentren Ende September dieses Jahres zu schließen, kritisierte Meyer. "Es ist keine Überraschung, dass die Infektionszahlen in der kalten Jahreszeit nach oben schnellen."
Kommt die Impfpflicht in Pflegeberufen?
Den größten Andrang verzeichnen Impfteams und Arztpraxen derzeit im Bereich der Booster-Impfungen. Dabei ist auch bei den Erst- und Zweitimpfungen noch Luft nach oben. Schon seit Längerem wird diskutiert: Wie lassen sich Unwillige doch noch zur Corona-Impfung bewegen? Eine allgemeine Impfpflicht ist in Deutschland aktuell noch kein Thema - aber die Rufe nach einer Pflicht für Personal im Gesundheitsbereich werden immer lauter. Nach Angaben von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) haben die Länder den Bund aufgefordert, ein Gesetz für eine Impfpflicht für Pflegekräfte vorzubereiten.
Diakonie: Impfpflicht wäre Schutzmaßnahme
Die Diakonie in Niedersachsen begrüßt den Vorstoß der Länder. Das dürfe nicht als Kritik an den Pflegekräften verstanden werden, sondern als Schutzmaßnahme, so Vorstandssprecher Hans-Joachim Lenke. Die Diakonie hatte schon länger eine Impfpflicht für alle gefordert, die nah am Menschen arbeiten. Als Arbeitgeber trage man Verantwortung für die Mitarbeitenden, die sich hätten impfen lassen, sagte Lenke. Lars Wöhler vom Verband privater Pflegeheimbetreiber lehnt eine Impfpflicht für Beschäftigte in der Pflege hingegen ab: Diese könne dazu führen, dass noch mehr Fachkräfte die Branche verlassen würden.
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