Ärztemangel: Parteien wollen mehr Studienplätze schaffen
In Niedersachsen soll es angesichts des drohenden Ärztemangels in den kommenden Jahren deutlich mehr Medizin-Studienplätze geben. Darüber sind sich die Parteien vor der Landtagswahl im Herbst einig.
Die Pläne unterscheiden sich allerdings im Detail. Laut einer Sprecherin von Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU) sind die Medizinstudienplätze bereits um mehr als 30 Prozent ausgebaut worden - von 598 Plätzen auf 789 im kommenden Studienjahr. Der Großteil dieser Plätze entfällt auf die Universität Göttingen und die Medizinische Hochschule Hannover (MHH). Auch in Oldenburg wurde die Zahl auf mittlerweile 120 verdreifacht. Die CDU und die Grünen bekennen sich nun in ihren Wahlprogrammen zu 200 weiteren Studienplätzen. Auch SPD und FDP sind für einen Ausbau, nennen dafür allerdings keine Zahl.
Hat der NC ausgedient?
Um den Zugang zum Medizinstudium zu erleichtern, spricht sich die CDU zudem dafür aus, sich vom Numerus clausus (NC) zu lösen. Bisher ist in der Regel ein sehr gutes Einser-Abi für das Studium notwendig. Künftig könnte eine Kombination aus Abiturnoten und Medizinertest über die Vergabe von Studienplätzen entscheiden - so stellt es sich der CDU-Spitzenkandidat Bernd Althusmann vor. Auch Erfahrungen könnten demnach entscheidend sein, wie etwa eine vorherige Ausbildung zum Krankenpfleger oder zur Krankenschwester. Auch aus der SPD heißt es: Der NC als alleiniges Kriterium habe sich tatsächlich "als nicht praxistauglich" erwiesen. Man sei offen "für andere Formen der Zugänge zum Medizinstudium" und wolle "so viele Plätze schaffen, wie es nötig ist."
Grüne und FDP: Ärzteberuf attraktiver machen
Die Grünen-Spitzenkandidatin Julia Willie Hamburg zeigt sich offen für eine Absenkung des NC. Allerdings genüge das nicht, um dem Fachkräftemangel zu begegnen, so Hamburg. Vielmehr müssten auch die Arbeitsbedingungen an den Kliniken verbessert werden. Um dem Ärztemangel auf dem Land zu begegnen und Studierende an ländliche Regionen zu binden, schlagen die Grünen vor, die Ärzteausbildung auch in ländlicheren Kliniken mit durchzuführen. FDP-Spitzenkandidat Stefan Birkner rügt, dass Niedersachsen im Ländervergleich die wenigsten Medizin-Studienplätze im Verhältnis zur Einwohnerzahl habe - laut Birkner das Versäumnis von zunächst rot-grüner und aktuell Großer Koalition. Mit Blick auf das Zulassungsverfahren sagte er, dass schon jetzt Kriterien abseits der Schulnoten berücksichtigt würden. Das laut FDP wahre Problem: Zu wenige Uni-Absolventen landen im Arztberuf. Finanzielle Praxiszuschüsse, Bürokratieabbau und familienfreundliche Praxismodelle sollen helfen, das zu ändern.