Facebook-Fahndung: Auch das LKA macht mit

Auch das Landeskriminalamt Niedersachsen fahndet ab sofort über eine eigene Facebook-Seite nach Kriminellen und Vermissten. Das soziale Netzwerk soll die herkömmlichen Fahndungsmethoden der Polizei in besonderen Fällen ergänzen, sagte Innenminister Uwe Schünemann (CDU). Ein einjähriges Pilotprojekt der Polizei Hannover habe zu guten Ergebnissen geführt.
Bedenken von Datenschützern ausgeräumt
Auf der neuen Seite seien aber keine personenbezogenen Daten zu den Gesuchten gespeichert, so Schünemann weiter. Bei Facebook sei lediglich ein kurzer Hinweis zum Inhalt der aktuellen Fahndung sowie ein Link zum Internetauftritt der Polizei zu sehen. Damit seien die Daten ausschließlich auf den Servern des Landes gespeichert und die Bedenken der Datenschützer ausgeräumt, betonte der Innenminister. In der Vergangenheit hatte es Kritik an dem bereits 2011 gestarteten Facebook-Auftritt der Polizeidirektion Hannover gegeben, weil Fahndungsaufrufe dort zunächst direkt veröffentlicht worden waren. Später wurde jedoch auf die Polizeiseiten verlinkt.
Polizei Hannover nutzt zentrale Facebook-Seite
Die Fahndungen, Zeugenaufrufe und Vermisstensachen der Polizei Hannover werden künftig auf der zentralen Fanseite des Landeskriminalamtes veröffentlicht. Die Polizeidirektion hat die etwa 110.000 Nutzer ihrer Seite "Polizei Hannover" darüber bereits informiert. Den Account werde es aber - genauso wie die neuen Profile der Polizeidienststellen in Lüneburg, Oldenburg, Osnabrück, Göttingen und Braunschweig - weiterhin geben, so der Eintrag in dem sozialen Netzwerk. Die Schwerpunkte würden dort aber von nun an auf anderen Themen liegen, zum Beispiel Prävention. Die Facebook-Nutzer würden daher seltener von der Polizei Hannover hören als bislang.
Polizei hofft auf Hinweise von jüngeren Menschen

Von dem zentralen Auftritt erwarten sich die niedersächsischen Ermittlungsbehörden mehr Hinweise von jüngeren Menschen, die über klassische Methoden wie Zeugenaufrufe im Radio oder der Zeitung nur noch schwer zu erreichen seien. "Facebook ist bei 22 Millionen Bürgern an der Tagesordnung, ob man das mag oder nicht", sagte Innenminister Schünemann. Das Pilotprojekt der Polizeidirektion Hannover habe gezeigt, dass deren Facebook-Seite sehr gut angenommen und genutzt werde, nicht nur bei Fahndungen. So sei zum Beispiel die Kommunikation mit Fußballfans via Facebookpositiv gewesen und die Polizeiakademie Nienburg sei erfolgreich bei der Bewerbersuche über das soziale Netzwerk.
Kritik von Datenschützern
Die niedersächsischen Datenschützer sehen die Fahndung bei Facebook nach wie vor kritisch. Zwar würden inhaltliche Daten nicht veröffentlicht, sondern verlinkt. Ein weiteres großes Problem aber sei nicht gelöst: "Wir halten es für bedenklich, dass eine Behörde die Nutzer in das soziale Netzwerk lockt und somit initiiert, dass deren Daten dort verarbeitet werden", sagte Uwe Robra, Referatsleiter beim Landesbeauftragten für den Datenschutz Niedersachsen. Dass Facebook nicht sicherstelle, dass das Datenschutzrecht eingehalten werde, sei schließlich hinlänglich bekannt.
Kommentarfunktion wird überwacht
Welche Fahndungsaufrufe künftig auf Facebook landen, werden die zuständigen Polizeidirektionen entscheiden, erläuterte Schünemann. Bei Strafverfahren habe die Staatsanwaltschaft das letzte Wort. "Wir wollen auch nicht, dass jeder Fall über Facebook veröffentlicht wird, das würde sich abnutzen", so der Innenminister. Hinweise nähmen die Behörden weiterhin per Telefon und keinesfalls über die Kommentarfunktion entgegen. Damit diese nicht missbraucht werde, um etwa Bilder von Verdächtigen zu veröffentlichen oder Unschuldige anzuschwärzen, werde die Seite rund um die Uhr betreut, unzulässige Kommentare würden gelöscht.
