Wrack eines historischen Schaufelraddampfers gefunden
Unterwasserarchäologen haben historische Akten ausgewertet und sind auf einen spektakulären Fund auf dem Meeresgrund nahe der Kadetrinne gestoßen. Ein solcher Fund ist bisher einmalig in der Ostsee.
Die "Deneb" ist ein Vermessungs- und Forschungsschiff des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Meist sammelt die Besatzung Daten für neue Seekarten, um die Schifffahrtswege sicherer zu machen. Doch diesmal hatte sie eine besondere Mission: Durch historische Akten sind sie auf den Fall eines vor 170 Jahren untergegangenen Schaufelraddampfers gestoßen - die "Friedrich Franz II".
"Komplette Wracks sind selten"
Und tatsächlich wurden sie in der Kadetrinne, an der Stelle eines noch nicht untersuchten Unterwasserhindernisses fündig: Unterm Sonar wurden auf dem Meeresgrund die Umrisse eines Schiffsrumpfes sichtbar. Kapitän Andreas Thies war begeistert: "Das ist schon was besonderes, weil solche historisch-alten Wracks in dem kompletten Zustand sind schon selten in der Ostsee."
Geschichte des Dampfers im Archiv dokumentiert
Dieses Wrack ist gleich in mehrerlei Hinsicht spektakulär. Zum einen stammt es aus der Anfangszeit der Dampfschifffahrt, wovon kaum Zeugnisse erhalten sind. Zum anderen ist die genaue Geschichte des Schiffes aus den Akten des Wismarer Stadtarchivs bekannt.
Der 40 Meter lange Schaufelraddampfer wurde in Schottland gebaut und luxuriös ausgestattet. Zeitzeugen schwärmen von dem Salon mit seinen Spiegeln und eleganten Sofas. 1849 kommt das damals hochmoderne Schiff nach Wismar. Die noch junge Mecklenburgische Dampfschiffahrtsgesellschaft hat es gekauft und tauft es "Friedrich Franz II".
Nächtliche Kollision bei der Fahrt gen Norden
Doch schon auf der ersten Fahrt nach Kopenhagen kommt es zu einer verhängnisvollen Kollision. Schiffsarchäologe Maik-Jens Springmann beschreibt das Unglück: "So geschehen am 22. Juli 1849, als der Schaufelraddampfer "Lübeck" die Backbordseite der "Friedrich Franz" aufriss, also kurz hinterm Schaufelradkasten. Das Schiff hielt sich noch 45 Minuten, man konnte da noch Passagiere und Besatzungsmitglieder auf die "Lübeck" übersetzen lassen, bis dann letzten Endes das Schiff in den Fluten versank."
Erste Erkenntnisse vom Tauchgang
Mehr als 170 Jahre hat es nun in 26 Metern Tiefe auf dem Grund gelegen. Die Forschungstaucher und Unterwasserarchäologen haben einen ersten Tauchgang unternommen. Die Schaufelräder sind noch gut zu erkennen und auch Teile der Maschine. Und eine weitere Besonderheit wird bestätigt, wie Maik-Jens Springmann erklärt: "Es war auch eines der ersten Schiffe, die komplett, also der Rumpf komplett aus vernieteten Eisenplatten gefertigt worden ist. Das läutete auch den industriellen Schiffbau hier in Mecklenburg-Vorpommern ein."
Eine Menge Fragen sind noch offen, zu denen die Forscher Antworten finden wollen. Aber jetzt geht das Forschungsschiff "Deneb" erst einmal in die Winterpause. Genauere Untersuchungen und Vermessungen des Schiffswracks müssen daher bis zum kommenden Frühjahr warten.
