Verschmutzter Bach: Ermittlungen gegen Erdbeerhof
Vom Biotop in sehr gutem Zustand zum gekippten Gewässer: Nach einer Gewässerverunreinigung ermitteln die Behörden gegen Mitarbeiter von Karls Erlebnisdorf in Rövershagen bei Rostock.
Die Karls Markt OHG in Rövershagen bei Rostock soll im Sommer ungeklärtes Abwasser in einen Bach eingeleitet haben. Die Staatsanwaltschaft Rostock ermittelt wegen des Vorwurfs der Gewässerverunreinigung. Auch durch den Landkreis Rostock wurde ein verwaltungsrechtliches Verfahren eingeleitet. Der Vorwurf lautet: "Illegale Abwassereinleitung in die Gewässer zweiter Ordnung Windelbringsgraben, Radelbach und in den Radelsee."
Abwasser entzieht dem Bach Sauerstoff
Ende Juli bekam das als Naturschutzbehörde zuständige Stadtforstamt Rostock einen Hinweis, dass sich der Radelbach milchig gefärbt habe und stark rieche. Der sechs Kilometer lange Bach fließt durch mehrere Schutzgebiete der Rostocker Heide, sein Zustand wurde zuvor als "sehr gut" bewertet. Das Gewässer und die Ufer sind ein geschütztes Biotop. Nun ergaben Wasserproben einen vollständigen Sauerstoffschwund durch organisch belastetes Abwasser.
Erneute Einleitung nach behördlichem Stopp
Zwölf Tage später fand die untere Wasserbehörde des Landkreises Rostock die Ursache der Verschmutzung: Hinter dem Erdbeerhof mit Erlebnisdorf flossen über einen Schacht ungeklärte Abwässer in den Bach. Die Behörde stoppte die Einleitung. Vier Tage später entdeckte sie, dass erneut Abwässer eingeleitet wurden.
Geschäftsführer spricht von Unkenntnis und Versehen

Laut dem Geschäftsführer des beschuldigten Betriebs, Robert Dahl, ist beim ersten Mal unwissentlich Tauwasser mit Erdbeersaft in ein nicht ans Abwassernetz angeschlossenes Rohr gelangt: "Wenn wir unsere gefrorenen Erdbeeren verarbeiten, dann werden die aufgetaut und das hatten wir über einen Fußbodeneinlauf in der Produktion gemacht. Wir sind davon ausgegangen, dass dieser Fußbodenlauf an unsere Kanalisation angeschlossen ist, also ans Abwasser." Die untere Wasserbehörde habe dann festgestellt, dass der Abfluss an die Regenentwässerung angeschlossen war und so das Erdbeerwasser im Radelbach landete. Beim zweiten Mal habe ein Mitarbeiter im Zuge einer Havarie falsch gehandelt.
Behörden vermuten vorsätzliches Handeln
Die Rostocker Behörden gehen von Vorsatz aus. Der Landkreis geht gegen die illegale Abwassereinleitung vor, die Stadt Rostock sieht einen Verstoß gegen das Naturschutzrecht. Das Verfahren ist jetzt bei der Staatsanwaltschaft Rostock anhängig. Es droht eine Geldstrafe oder bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe. Wie hoch die Folgeschäden durch das verunreinigte Wasser sind, ist derzeit noch nicht absehbar.
