Stand: 29.08.2019 09:27 Uhr

Unwetter in MV: Soviel Regen wie in einem Monat

Am zweiten Tag in Folge sind am Mittwochabend über Teile Mecklenburg-Vorpommerns Unwetter mit wolkenbruchartigen Regenfällen niedergegangen. Zu den heftigsten Überflutungen kam es nach Angaben der Feuerwehr in der Innenstadt von Schwerin. Über 340 Mal mussten Feuerwehr und Rettungskräfte in den Kreisen Ludwigslust-Parchim und Nordwestmecklenburg sowie im Schweriner Stadtgebiet ausrücken. Die Einsätze dauerten vereinzelt bis in die Morgenstunden an. Menschen wurden nach ersten Erkenntnissen nicht verletzt.

In Schwerin stand das Wasser stellenweise kniehoch in den Straßen. Hunderte Keller wurden überschwemmt. Bäume fielen um, Äste brachen ab. Auch Wohnungen wurden überflutet. Allein in der Landeshauptstadt hatte die Feuerwehr bis in die frühen Morgenstunden über 100 Einsätze. "Teilweise standen die Keller so hoch unter Wasser, dass auch die Stromleitungen betroffen sind und wir die Keller gar nicht begehen können", sagte Feuerwehr-Einsatzleiter Matthias Nowatzki NDR 1 Radio MV am Mittwochabend. So stand etwa in der Tiefgarage des Stadthauses das Wasser 1,5 Meter hoch.

Wasserstand des Schweriner Sees steigt sprunghaft

Nach Angaben des NDR 1 Radio MV Wetterstudios fielen am Schweriner Schloss innerhalb kürzester Zeit 60 bis 80 Liter Regen pro Quadratmeter. Das ist mehr als im Durchschnitt in einem ganzen Sommermonat fällt. Laut dem Meteorologen Stefan Kreibohm stieg der Pegel des Schweriner Sees - nach Fläche der viertgrößte See Deutschlands - innerhalb von 45 Minuten um sechs Zentimeter.

Innerhalb kurzer Zeit kam soviel Regen herunter, dass das Wasser nicht schnell genug abfließen konnte. Nach einem Augenzeugenbericht schoss das Wasser am Staatstheater fontänenartig aus der Kanalisation und drückte die Gullideckel hoch. Laut der Feuerwehr lösten die Wassermassen an zahlreichen Autos die Nummernschilder. Diese können in der Polizeiinspektion in der Graf-Yorck-Straße abgeholt werden.

Tornado-Sichtung bei Parchim

In der Robert-Beltz-Straße stürzte ein Baum auf die Straße, in Bahnhofsnähe wurde eine Fußgängerunterführung meterhoch überflutet. Der Obotritenring war im Bereich Bleicherufer wegen großer Wassermengen auf der Fahrbahn nicht befahrbar. Es gab erhebliche Verkehrsbehinderungen, die Feuerwehren waren im Dauereinsatz. Über dem Wockersee bei Parchim kam es möglicherweise zu einem schwachen Tornado. Davon berichteten Feuerwehrleute.

Blitzeinschläge setzen Häuser in Brand

Blitzeinschläge lösten an mehreren Orten des Landes Hausbrände aus. In Bresegard (Landkreis Ludwigslust-Parchim) fing der Dachstuhl eines reetgedeckten Bauernhauses Feuer. 46 Einsatzkräfte konnten verhindern, dass das Feuer auf benachbarte Gebäude übergriff. Das leerstehende Fachwerkhaus sei bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Der Schaden wird auf 130.000 Euro geschätzt.

In Laage (Landkreis Rostock) führte ein Blitzeinschlag in einem Einfamilienhaus am späten Mittwochabend zu einem Dachstuhlbrand. Zwei Bewohner blieben unverletzt, ein dritter kam mit Verdacht auf Rauchvergiftung ins Krankenhaus. Das Haus sei vorerst nicht mehr bewohnbar, der Sachschaden belaufe sich auf 20.000 Euro, teilte die Polizei mit. In Schwerin traf ein Blitz den Dachstuhl einer Doppelhaushälfte und beschädigte ihn. Feuer brach nicht aus. Menschen befanden sich nicht im Haus.

Rund 50 Einsätze in Rostock

In und um Rostock, wo die Feuerwehr am Vortag noch rund 200 Einsätze zu bewältigen hatte, ging es diesmal etwas glimpflicher ab. Die Berufsfeuerwehr meldete rund 50 Einsätze. Betroffen waren vor allem die Innenstadt, das Bahnhofsviertel und die Altstadt. Dort wurden Straßen, Keller und Geschäfte überflutet. Gegen 22:30 Uhr waren die Einsätze beendet. Im Landkreis Rostock musste die L13 zwischen Hohen Sprenz und Schwaan zeitweise gesperrt werden, weil Bäume umgeknickt waren. Aus dem östlichen Landesteil wurden keine größeren Schäden gemeldet.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | 29.08.2019 | 05:30 Uhr

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