Thermometer sollen in Ministerien in MV das 19-Grad-Ziel sichern
Bei 19 Grad ist in den Amtsstuben Schluss: Wärmer darf es in den rund 55.000 Räumen in der Verwaltung des Landes nicht werden. Das besagt der bundesweit geltende Erlass, der offiziell "Kurzfristenergieversorgungssicherheitsmaßnahmenverordnung" heißt. Die Regelung gilt seit Anfang September. Mecklenburg-Vorpommern macht jetzt ernst.
Die Tage werden kälter. "Die Lage kann sehr ernst werden, wenn wir unseren Gasverbrauch nicht deutlich reduzieren." So warnte der Chef des Bundesnetzagentur, Klaus Müller, erst an diesem Donnerstag. Seine Behörde ist besorgt, weil der Verbrauch in Deutschland in der vergangenen Woche im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen ist. An den Landesbehörden soll es nicht liegen. Auch deshalb verschickte das federführende Finanzministerium kurz vor dem langen Wochenende zum Tag der Deutschen Einheit ein Rundschreiben an alle Ministerien. Staatssekretärin Carola Voß (SPD) machte den Ernst der Lage klar.
19-Grad-Ziel in Diensträumen soll nicht umgangen werden
In Treppenhäusern und Fluren der Ministerien und Ämter müssten die Heizungen auf "Frostschutz" gestellt werden, teilte Voß mit. Außerdem schrieb die Staatssekretärin unmissverständlich: "Das Betreiben privater Heizgeräte in den Diensträumen ist nicht gestattet. Dazu zählen auch Heizdecken, Infrarotstrahler oder Heizlüfter." Keinesfalls sollen die etwa 38.000 Beschäftigten das 19-Grad-Ziel also durch "Privatinitiative" umgehen. Schon Mitte September hatte Voß an die Ministerien geschrieben, über das Wochenende möge die Büro-Heizung doch heruntergedreht werden - bei Kurzurlaub gerne auch mal auf Stellung 1.
Das Land setzt auf Eigenverantwortung der Mitarbeiter. Voß fügte ihrem aktuellen Rundschreiben Informationen der Staatlichen Bauverwaltung (SBL) bei. Dort heißt es: "Der jeweilige Raumnutzer ist, soweit er die Raumtemperatur beeinflussen kann, für die Einhaltung der Höchstwerte verantwortlich." Es gibt in dem Rundschreiben noch einen Hinweis, wie das 19-Grad-Ziel erreicht werden kann: Das Thermostat an der Heizung möge dazu doch bei 2,75 eingestellt werden.
"Quecksilberfrei und aus Holz" - mehrere Ministerien haben Thermometer angeschafft
Allerdings: Das Temperatur-Empfinden ist auch bei Angestellten und Beamten individuell. Um herauszukriegen, ob die 19 Grad eingehalten werden, stellen einige Ministerien ihren Beschäftigten jetzt Thermometer zur Verfügung. Die würden aber nicht flächendeckend eingeführt, hieß es. Angaben über Kosten und Anzahl liegen nicht vor. Das Finanzministerium hat Thermometer angeschafft, ebenso das Sozialministerium und auch das Innenministerium - "quecksilberfrei und aus Holz", teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit. "Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten damit die Möglichkeit, in ihren jeweiligen Büros eine eigenverantwortliche Temperaturbeobachtung umzusetzen. Das Ministerium setzt bei der Temperierung der Büroräume auf die Hilfe der Kolleginnen und Kollegen im Innenministerium und deren Eigenverantwortung."
Betriebsärzte warnen vor allem vor Fußkälte
Auf Thermometer verzichtet dagegen die Staatskanzlei, es gebe auch keine Messungen in einzelnen Büros, so Regierungssprecher Andreas Timm. Betriebsärzte warnen unterdessen vor zu viel Kälte-Rigorismus. Für Menschen, die sich während der Arbeit wenig bewegten, könnten die 19 Grad ein Problem werden, meinte der Präsident des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte, Wolfgang Panter. "Wenn man sich nicht wohlfühlt, wird die geistige Leistungsfähigkeit nachlassen", sagte er im Bayerischen Rundfunk. Betriebsärzte warnen vor allem vor Fußkälte in Büros. Um die zu vermeiden, könnte ein Teppich auf kaltem Böden verlegt werden. Und die Betriebsärzte haben einen Tipp. Beschäftigte sollten sich angemessen kleiden. Heißt: Statt Hemd und Bluse lieber mal einen Pullover im Büro.
