Sanddorn-Sterben in MV: Kulturpflanze ohne Zukunft?
Der Sanddorn, der auch die "Zitrone des Nordens" genannt wird, gilt als Mecklenburg-Vorpommerns wichtigste Kulturpflanze. Doch sowohl dem wilden Sanddorn an den Stränden als auch den Pflanzen auf den Plantagen geht es schlecht.
Landwirte fürchten um ihre Sanddorn-Plantagen
Erste Produzenten haben den Anbau der Kulturpflanze bereits eingestellt, ein Landwirt aus der Nähe von Ribnitz-Damgarten (Landkreis Vorpommern-Rügen) hat seinen Bestand bereits im vergangenen Jahr umgepflügt, weil er keine wirtschaftliche Perspektive mehr sah. Weitere Landwirte fürchten um ihren Bestand, wie beispielsweise Benedict Schneebecke aus Alt Steinhorst bei Marlow (Landkreis Vorpommern-Rügen). Der Landwirt baut auf sechzig Hektar Sanddorn an und hat kaum noch Hoffnung seinen Bestand zu retten. Denn da, wo er in diesem Jahr ernten wollte, stehen tote Pflanzen. Der wirtschaftliche Schaden beläuft sich auf etwa 100.000 Euro.

Ähnlich dramatisch sieht es bei der Sanddorn Storchennest GmbH in Ludwigslust aus. Von ursprünglich rund 120 Hektar seien auf der ältesten und ehemals größten Sanddorn-Plantage Deutschlands noch etwa 60 Hektar übrig, so Geschäftsführerin Silvia Hinrichs. Momentan sei nicht absehbar, wie viele Früchte in diesem September geerntet werden können. Im vergangenen Jahr waren viele Sträucher im Juni und Juli abgestorben.
Trockenheit wohl nicht ausschlaggebend
Schneebecke vermutete zunächst den Trockenstress der vergangenen Dürrejahre als Grund für das Sanddornsterben auf seiner Plantage. Aber auch eine von ihm gebaute unterirdische Bewässerung blieb wirkungslos. Nahezu alle Pflanzen seiner sechzig Hektar zeigen Schäden. Viele sind völlig vertrocknet, andere haben noch einzelne Triebe mit wenigen grünen Blättern. Aber auch diese verkümmerten innerhalb weniger Wochen.
Erstes Projekt zur Erforschung der Ursache geplant
Auch die Wissenschaft forscht nach den Ursachen des Sanddorn-Sterbens. In ersten Untersuchungen wurden unter anderem Pilze gefunden. Diese werden jedoch als Ursache ausgeschlossen. Denn Pilze, da sind sich die Experten sicher, schädigen die Pflanzen erst dann, wenn sie bereits geschwächt sind. Wissenschaftler der Landesforschungsanstalt sowie des Julius Kühn-Instituts wollen das Sanddornsterben nun gemeinsam erforschen.
Geplant sind unter anderem Laboruntersuchungen, die Bakterien, Viren und Pilze als mögliche Ursache erforschen. Auch die Wirkung von zu viel oder zu wenig Wasser auf die unterschiedlichen Sanddornsorten und die Konkurrenz durch Unkraut soll eine Rolle spielen. Für die Sanddorn anbauenden Landwirte könnte es dann bereits zu spät sein.
