Rostock: Gedenkfeier für Sternenkinder
Keine 1.000 Gramm schwer und doch schon ein kleiner Mensch - überall in der Welt gibt es dieser Tage Gedenkfeiern für viel zu früh verstorbene Kinder. So auch in Rostock.
Auf dem Rostocker Westfriedhof sind Eltern, Geschwister und Großeltern sogenannter Sternenkinder am Montagvormittag zu einem Gottesdienst zusammengekommen. Normalerweise findet eine solche Andacht in einer großen Feierhalle statt, wo dann auch jeder Angehörige eine Kerze anzünden kann. Mit Blick auf die Corona-Pandemie musste diese Feierstunde in diesem Jahr draußen stattfinden. Es wurden Kontaktdaten aller Gäste erfasst, Hände desinfiziert, Abstand gehalten.
Trotz Corona Gemeinschaft spüren
Pastorin und Krankenhausseelsorgerin Hilke Schicketanz sagte, es gebe bei Veranstaltungen wie dieser eine Art unsichtbare Verbundenheit zwischen den Trauernden. Die tue vielen Menschen gut. Wichtig sei ganz einfach, dass die Feier trotz Corona-Krise überhaupt stattfinden konnte. Dass Angehörige von Sternenkindern die Gemeinschaft mit anderen spüren, die einen ähnlichen Schicksaalsschlag erlitten haben.
Sternenkinder sterben oft vor oder während ihrer Geburt
Hinter dem Begriff "Sternenkind" steht der poetische Gedanke, dass die Kinder den Himmel, also die Sterne, erreichen, noch bevor sie das Licht der Welt erblickt haben. Denn Sternenkinder sterben oft schon vor oder während der Geburt. Zahlen des Statistischen Bundesamtes zufolge sind in Deutschland im vergangenen Jahr insgesamt mindestens 3.180 Kinder tot auf die Welt gekommen. Weil viele von ihnen so klein sind, gibt es für sie noch keine Bestattungspflicht. Allein in Rostock betrifft das in jedem Jahr etwa 50 Babys. Wobei es da rechtlich deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern gibt: Während andernorts Kinder schon ab einem Gewicht von 500 Gramm bestattet werden müssen, gilt das in Mecklenburg-Vorpommern erst ab 1.000 Gramm. Durch diese Regelung spart das Land Geld, das es sonst an Familien zahlen müsste, die sich eine Trauerfeier für ihr Sternenkind nicht leisten können.
Bestattungspflicht gilt ab einem Kilogramm Körpergewicht
Pastorin Schicketanz, die seit Jahren die Rostocker Andachten organisiert, ist eigentlich ganz froh, dass das Gesetz hierzulande so ist, wie es ist. Ihrer Erfahrung nach würden es die meisten Eltern als eine Belastung empfinden, wenn sie sich langfristig um das Grab ihres Sternenkinds kümmern müssten. Rituale, die Möglichkeit, wirklich Abschied zu nehmen - das sei wichtig. Auch, sagt die Pastorin, um danach wieder Freiraum zu finden, um irgendwann ganz normal weiterleben zu können.
