Philipp Amthor (CDU): "Jetzt ist nicht die Zeit für linke Experimente"
Er tritt in große Fußstapfen: Philipp Amthor übernimmt von Angela Merkel den Platz als Spitzenkandidat der CDU in Mecklenburg-Vorpommern bei der Bundestagswahl. Der 28-Jährige ist derzeit Deutschlands jüngster Bundestagsabgeordneter mit Direktmandat - und das will er jetzt verteidigen.
Es sind Fußstapfen, die ihn vor große Herausforderungen stellen würden. Deswegen werde er das einbringen, was auch Angela Merkel immer mitgebracht habe: "volle Leidenschaft für die politische Heimat". Amthors regionale Heimat ist Ueckermünde. Hier ist er aufgewachsen, von hier aus pendelt er alle zwei Wochen nach Berlin und hier, im Wahlkreis 16, möchte er wieder das Direktmandat holen. Er selbst sagt über sich: "Ich bin Vollblutpolitiker. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht."
"Hätte, könnte, müsste - das werden Wähler jetzt von vielen hören, aber nicht von mir!"
Amthor will weg vom Konjunktiv. "Bei mir gibt es abrechenbare Ergebnisse. Politik muss konkret sein - also was kommt im Wahlkreis an?" Als Beispiele für die Früchte seiner Arbeit in der vergangenen Legislatur nennt er die Förderung des Ikareums in Anklam, die Unterstützung für das Schloss Ludwigsburg, Hunderte Millionen von Euro, die in die Verkehrsinfrastruktur geflossen seien. Auch in der kommenden Legislatur wolle Amthor vor allem dem ländlichen Raum eine Stimme in Berlin geben. Ganz Ostdeutschland finde zu oft kein Gehör in bundespolitischen Debatten, findet er. Im Wahlkampf punkten will der Jurist mit Themen wie Landwirtschaft und kommunaler Entwicklung. Sein inhaltliches Steckenpferd ist aber die Innenpolitik. Er fordert einen starken Staat, der den Bürger schützt und sich wehrhaft gegen Gegner des Rechtsstaates stellt, wie er selbst sagt.
Hauptmotivation vor vier Jahren: Stimmen von der AfD zurückgewinnen
Nach dem Abitur studierte Amthor Jura in Greifswald, absolvierte das Staatsexamen mit Prädikat. Anschließend arbeitete er an der Uni als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Bereits während des Studiums war er bei verschiedenen Abgeordneten in Berlin und Schwerin tätig. Nach der Landtagswahl 2016 und den starken Ergebnissen der AfD in Vorpommern habe er den Entschluss gefasst, für den Bundestag zu kandidieren. "Ich will nicht das Feld den Vereinfachern von links und rechts überlassen und kämpfe deswegen mit aller Leidenschaft dafür, die CDU-Wähler zurückzugewinnen. Ich will zeigen, dass die AfD nicht die richtige Lösung für unser Land hat."
"Es ist immer besser, unterschätzt als überschätzt zu werden"
Mit fast 94.000 Followern auf Instagram hat Amthor im Vergleich mit den anderen Kandidaten aus MV in den sozialen Netzwerken die Nase deutlich vorn. Ob bei Markus Lanz, Maybritt Illner, Sandra Maischberger oder Anne Will - Amthor saß gefühlt bereits auf jedem Sofa, das Talkshow-Deutschland zu bieten hat. Er ist bundesweit bekannt und scheut sich nicht vor der Kamera, auch wenn schon vorher feststeht, dass er nicht immer gut dabei wegkommt - wie beispielsweise bei Jan Böhmermann oder Kurt Krömer, die sich offen über ihn amüsierten. Das scheint ihm egal zu sein. Auf Nachfrage erklärt er, er werde lieber unterschätzt statt überschätzt. Ihm gehe es darum, dass Politik auf vielen Kanälen präsent ist, gerne auch mit Augenzwinkern. Politische Inhalte ließen sich auch mit Humor vermitteln, so der 28-Jährige.
"Politische Fehler sind nur dann falsch, wenn man keine richtigen Rückschlüsse zieht"
Sein Aufstieg von Ueckermünde nach Berlin galt als Vorzeigebeispiel. Seine Kandidatur zum Landesvorsitzenden im Jahr 2020 war für manch einen reine Formsache, der ein oder andere wähnte ihn bereits nach der Landtagswahl in der Staatskanzlei. Doch die Schlagzeilen rund um eine Lobbyismus-Affäre brachten den Juristen zum Straucheln. Nach einem medialen Knall zog Amthor seine Kandidatur zurück, bezeichnete seine Nebeneinkünfte von Augustus Intelligence als einen "Fehler". Jetzt, ein Jahr später, scheint die Angelegenheit für Amthor erledigt zu sein. "Politik ist nie gut beraten, nur aus dem Rückspiegel betrachtet zu werden", sagt Amthor.
Er habe mit seinen Parteikollegen die Angelegenheit ausgewertet und die richtigen Rückschlüsse gezogen. Das Thema werde seiner Meinung nach mittlerweile ausschließlich durch den politischen Gegner auf Social Media immer wieder aufgewärmt, aber das sei nicht die Lebensrealität der Menschen. In seinem Wahlkreis spreche ihn niemand mehr darauf an, so Amthor weiter. Ganz im Gegenteil: Hier habe er Rückhalt für seinen Umgang mit der Angelegenheit erfahren. Doch ruhig wird es um den 28-Jährige nicht. Zuletzt war er wieder Gast in den Schlagzeilen – der Grund: Ein Foto auf Instagram mit einem Neonazi - auch das ein "Fehler".
"Politische Karrieren plant man nicht"
Sein erneuter Einzug in den Bundestag gilt auf Listenplatz eins der Christdemokraten als sicher. Auf die Nachfrage, ob er nicht gedanklich schon fünf Jahre weiter ist, es vielleicht dann doch noch als Herausforderer Schwesigs versuchen wird, lautet seine Antwort: "Politische Karrieren plant man nicht." Jetzt gelte seine volle Konzentration der anstehenden Wahl. Das sei eine "wirkliche Richtungswahl". Wähler stünden vor der Entscheidung "Freiheit oder Bevormundung und Verbote". Jetzt sei nicht die Zeit für linke Experimente, so Amthor weiter. Gerade nach der Corona-Pandemie brauche Deutschland einerseits Dynamik, andererseits Verlässlichkeit und Stabilität, und die CDU habe bewiesen, dass sie das mitbringe, findet Philipp Amthor.
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