Das 278 Meter lange und 46 Meter breite Öltankschiff "Grena Knutsen". © dpa-Bildfunk Foto: Carsten Wagner

Ostsee: Dänische Lotsen wollen russische Tanker stoppen

Stand: 03.03.2022 16:01 Uhr

Lotsen wollen den Öltankerverkehr in der Ostsee stoppen, um die russische Kriegsmaschine nicht am Laufen zu halten - obwohl sie gut an dem Geschäft verdienen. Der dänische Handelsminister Simon Kollerup warnt vor den Konsequenzen.

von Martin Möller

Die dänischen Lotsen wollen russische Tanker nicht mehr durch die Ostsee navigieren. Das betrifft vor allem auch die vielbefahrene Kadetrinne zwischen Fischland, Darß und der dänischen Insel Falster. Wegen des engen Fahrwassers gilt von Bornholm bis zum Großen Belt eine dringende Lotsenempfehlung. Allein hier werden jährlich 40 Millionen Tonnen russisches Rohöl transportiert.

Lotsen wollen Verkehr stoppen

Die Erlöse aus dem Ölexport sind Haupteinnahmequelle Russlands und für die Staatskasse fünfmal wichtiger als Erdgas. Im Namen seiner Kollegen sagte Lotse Bjarne Cæsar Skinnerup dem Sender TV2: "Wir helfen die russische Kriegsmaschine am Laufen zu halten." Deshalb wollen die Lotsen den Öltankerverkehr möglichst schnell stoppen, obwohl sie gut daran verdienen.

Seerecht verlangt offene Ostsee

Für den dänischen Handelsminister Simon Kollerup keine gute Idee. Er warnt vor den Konsequenzen, erinnert daran, dass Dänemark verpflichtet ist, die Seewege in der Ostsee offen zu halten. Außerdem ist es eine Frage der Sicherheit und des Umweltschutzes, so der Sozialdemokrat. Havarien mit Öltankern gelten als größte mögliche Bedrohung für Natur, Umwelt und den Tourismus zwischen Mecklenburger Bucht, den Inseln Møn, Rügen und Bornholm. Lotse Skinnerup widerspricht seinem Minister: "Lieber Öl am Strand als noch mehr tote Kinder in der Ukraine."

Ruhe in Rostock

Kapitän Andreas Krüger, Ältermann der Lotsenbrüderschaft Wismar, Rostock und Stralsund, verfolgt das internationale Geschehen genau. Aber noch ist alles beim Alten. Die Kadetrinne wird vom dänischen Gedser aus betreut. Russische Öltanker steuern den Rostocker Seehafen nur äußerst selten an. Allerdings könnte die Ruhe bald vorbei sein. Großbritannien verbietet bereits allen russischen Schiffen das Anlaufen seiner Häfen. Die EU wird möglicherweise folgen.

Sorge vor Eskalation

Aber ab wann ist ein Schiff russisch? Betrifft das den Eigner, den Charterer, die Flagge, die Besatzung oder die Linie auf dem das Schiff verkehrt oder alles zusammen? Kapitän Krüger sieht viel Klärungsbedarf. Selbst, wenn die Häfen gesperrt werden würden, hätte dies kaum Einfluss auf die russischen Öltanker, solange sie Häfen außerhalb der EU ansteuern. Auch weil die dänische Regierung keine Anzeichen macht, die Ostseezugänge für Russland zu sperren. Das würde eine direkte Konfrontation beider Länder bedeuten. Deshalb werden die russischen Öltanker wohl auch in Kriegszeiten weiter am Horizont von Mecklenburg-Vorpommerns Küste vorbeiziehen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | 03.03.2022 | 17:15 Uhr

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