Stand: 07.08.2020 04:40 Uhr

Michael Sack soll's richten für die CDU in MV

Von Stefan Ludmann, NDR 1 Radio MV

Der neue CDU-Kandidat Michael Sack
Will neuer Landesvorsitzender der CDU in Mecklenburg-Vorpommern werden: Landrat Michael Sack. (Archivbild)

Kein Hitzefrei für die CDU: In der Güstrower Sport- und Kongresshalle wollen die Christdemokraten am Freitag einen neuen Landesvorsitzenden wählen. Es dürfte eine schnelle Sache für den einzigen Kandidaten werden, für den Landrat des Kreises Vorpommern-Greifswald, Michael Sack. Auch wegen der erwarteten hochsommerlichen Temperaturen soll die Wahl der neuen Nummer eins zügig über die Bühne gehen. Drei Stunden - zwischen 18 und 21 Uhr - sind für die Wahl zum Einstieg ins Wochenende vorgesehen. "Vielleicht wird es auch kürzer", hieß es aus der CDU-Zentrale in Schwerin. Die Union und die 170 Delegierten haben es eilig - politische Anträge und Inhalte spielen keine Rolle.

Ursprünglicher Hoffnungsträger zog sich zurück

Das Treffen soll die Landes-CDU wieder personell auf Kurs bringen - nach Monaten der Unruhe: Ende Januar versetzte der Hoffnungsträger Vincent Kokert mit seinem völlig überraschenden Rückzug von den beiden Chefposten in Fraktion und Partei die CDU in eine Art Schockzustand. Die Partei hatte alles auf den Neustrelitzer ausgerichtet, auch den bevorstehenden Landtagswahlkampf. Plötzlich schien sie kopflos. Der anschließende Machtkampf zwischen den beiden Bewerbern für den Landesvorsitz - Justizministerin Katy Hoffmeister und der Bundestagsabgeordnete Philipp Amthor - war schnell entschieden. Hoffmeister verzichtete wegen offensichtlicher Chancenlosigkeit, und Amthor war der strahlende Gewinner.

Amthor stolperte über Lobby-Affäre

Doch nur kurze Zeit danach gerieten der Bewerber und seine Partei in den Strudel einer unschönen Lobby-Affäre um die US-Firma "Augustus Intelligence". Amthors Glaubwürdigkeit und die der CDU waren in Frage gestellt. Der 27-Jährige zog seine Kandidatur zurück, sagte, er wolle keine Belastung für die Partei werden und machte damit den Weg für den fast 20 Jahre älteren Michael Sack frei.

Sacks Nominierung kam nicht überraschend

Landräte gehören immer zur Personalreserve für Spitzenposten in Landesparteien, und deshalb war Sacks Nominierung nicht völlig überraschend. Sack spielt auch deshalb die kommunale Karte. Er wisse, wie sich Entscheidungen des Landes auf der kommunalen Ebene auswirkten. Hier finde das Leben der Menschen statt. Es gehe ihm um bessere Daseins-Vorsorge, um Kita-Plätze, schnelles Internet, gute Handynetze. Die CDU will er irgendwie moderner machen, die Jüngeren besser einbinden, natürlich auch mehr Frauen für die Parteiarbeit begeistern.

Junge Union erwartet klare Botschaft

Die Junge Union, die eigentlich immer die Hauptlast der Wahlkämpfe trägt, erwartet von Sack klare Botschaften. Ihr Vorsitzender Georg Günther meint, Sack sollte die "jüngere Generation mehr mitnehmen, die Partei muss besser kommunizieren." Dazu dürfe - auch wenn Günther das so nicht gesagt hat - die Frage gehören, ob Sack als neuer CDU-Landeschef auch Spitzenkandidat wird. Diese Frage ließ er in den vergangenen Wochen immer offen und sagte nur das, was Parteichefs dann immer sagen: "Der Landesvorsitzende hat den ersten Zugriff auf die Spitzenkandidatur".

Kein Rückenwind mehr von der Kanzlerin

In Güstrow wird Sack den 5.000 CDU-Mitgliedern wohl klar erklären, wohin es mit den CDU unter seiner Führung gehen soll. Die CDU will er "schlagkräftig" machen. Natürlich will er die Partei bei der Wahl im kommenden Jahr zur stärksten Kraft machen. Auf den Merkel-Rückenwind, der der Landes-CDU oft geholfen hat, kann er dann nicht mehr zählen. Die Kanzlerin tritt zur zeitgleich stattfindenden Bundestagswahl nicht mehr an. Überhaupt ist Merkel längst im Abschiedsmodus. Der Parteitag ihres Heimatverbandes findet ohne sie statt. Auch auf andere aus der Spitze muss die Landes-CDU verzichten. Der kommissarische Landesvorsitzende Eckhardt Rehberg macht ebenso wie Merkel Schluss mit der Politik. Der 66-jährige Bundestagsabgeordnete tritt nicht wieder an. Als Haushaltsexperte Nummer 1 hat Rehberg in der Unions-Bundestagsfraktion das eine oder andere "rausgehauen" für Mecklenburg-Vorpommern. Auch in der Opposition gilt er als verlässlicher Partner in der Abwicklung politischer Geschäfte.

Entscheidung Caffiers noch offen

Was Rehberg schon erklärt hat, ist bei Lorenz Caffier noch nicht sicher: Der Innenminister lässt offiziell offen, ob er es noch einmal wissen will. Aber auch Caffier kommt ins Rentenalter, er wird demnächst 66 Jahre alt. Caffiers Rückzug nach mehr als 30 Jahren in vielen politischen Ämtern halten sie in der Union für ausgemacht. Und eine Nachfolgerin läuft sich schon warm: Die Landtagsabgeordnete Ann-Christin von Allwörden zählt in der Fraktion als eine Frau mit Karrierechancen. Die gelernte Polizistin ist Vize-Fraktionschefin und Innenexpertin, sie leitet den NSU-Untersuchungsausschuss. Wenn es um Innenpolitik geht, dann sind von Allwörden oft kompromisslose Law-and-Order-Töne zu hören. Im NDR-Nordmagazin sagte von Allwörden mit Blick auf Caffiers Posten: "Jeder Mensch ist ersetzbar."

Von Allwörden will Vize-Chefin werden

Auf dem Parteitag in Güstrow will die 41-Jährige die nächste Karrierestufe gehen, sie will Vize-Landesvorsitzende der CDU werden. Auch dieses Amt ist zu vergeben, weil die Vorgängerin Martina Liedtke entnervt aufgegeben hat. Ihr gingen die Männerrunden in der Union zu weit, vieles werde hinter geschlossen Türen abgesprochen - ohne Diskussion. Auch das müsse anders werden, sagte sie nach ihrem Rücktritt. Michael Sack wird als neuer CDU-Chef einiges zu tun haben. Am Sonntag feiert er aber erstmal seinen 47. Geburtstag.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Der Tag | 06.08.2020 | 17:15 Uhr

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