Landet Schwerin zum großen Einheitsfest 2024 auf dem Abstellgleis?
Die für das nächste Jahr geplante Streckensperrung der Bahn zwischen Berlin und Hamburg alarmiert die Landesregierung. Sie warnt vor einer monatelangen Abkopplung des Landes. Es geht auch um die Folgen für das Fest zum Tag der Deutschen Einheit 2024 - aber nicht nur um die.
Die Bahn will besser werden: Für den sogenannten Deutschlandtakt plant sie, ihr Schienennetz im Fernverkehr fit für mehr Züge und mehr Passagiere zu machen. Modernisiert wird dazu auch der "Hochleistungskorridor" zwischen Berlin und Hamburg. Vom 16. August bis zum 13. Dezember im nächsten Jahr ist die Strecke im Abschnitt zwischen Ludwigslust und Wittenberge voll gesperrt. Auf 52 Kilometern werden neue Schienen verlegt, 54 Weichen müssen erneuert werden. Das heißt auch: Die Städte Ludwigslust, Schwerin oder Wismar sind von Berlin aus direkt nicht mehr per Schiene erreichbar. Umgekehrt gilt das gleiche.
Reisende werden länger unterwegs sein
Im Nahverkehr plant die Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft (ODEG) auf der Linie RE 8 zwischen den beiden Städten Busse einzusetzen. Länger werden Reisende auch im Fernverkehr unterwegs sein, die Bahn will Züge über Stendal umleiten. Wirtschafts- und Tourismusminister Reinhard Meyer (SPD) reicht das nicht. Er fordert die Bahn auf, weitere Alternativen anzubieten. Das Land plane am 3. Oktober 2024 eine klimaneutrale Feier zum Tag der Deutschen Einheit in Schwerin, an diesem Tag müsse die Landeshauptstadt von Berlin aus durchgehend mit der Bahn erreichbar sein.
Kompromisse gesucht
Meyer schlägt deshalb eine Verbindung über Neustrelitz und Güstrow vor. "Die Erreichbarkeit muss sichergestellt werden", sagte er. Über die Kosten werde mit der Bahn noch gesprochen. Unklar ist, welche Auswirkungen geplante Bauarbeiten in Hagenow auf der Linie zwischen Hamburg und Schwerin haben. Auch die sind für das nächste Jahr geplant, dort soll ein eingleisiges Nadelöhr durch den Bau eines weiteren Gleises beseitigt werden. Ein Bahnsprecher erklärte, eine längere Sperrung werde es deshalb nicht geben.
Erhebliche Auswirkungen
Allerdings sind die Maßnahmen nur ein Vorgeschmack auf das, was Reisende und Pendler dann 2025 erwartet. Vom 6. Juni bis zum 13. Dezember 2025 ist die komplette Strecke zwischen Hamburg und Berlin gesperrt - mehr als ein halbes Jahr lang. In einer gesamten Sommersaison ist Westmecklenburg damit größtenteils vom Bahnverkehr abgeschnitten. "Das ist für uns schwer zu händeln, weil der gesamte Schienenpersonennahverkehr in der Region betroffen ist", sagte Meyer. "Die Auswirkungen auf die Bürger und die Wirtschaft werden erheblich sein", heißt es in einem Papier des Ministeriums. Auch der Güterverkehr zwischen beiden Metropolen kommt zum Erliegen.
Forderung an Bahn
Der Minister verlangt von der Bahn Alternativangebote. Ein Bus-Ersatzverkehr müsse auch Express-Linien beispielsweise zwischen Schwerin und Hamburg anbieten. Denn, wenn Busse jeden Bahnhof auf der Strecke abfahren würden, sei das gerade für Pendler "sehr mühselig und wenig attraktiv". Allerdings heißt es auch, "dass der massive Bedarf an Bussen und Fahrern nicht gedeckt werden kann". Ein Vorschlag ist deshalb auch, von Hamburg über Lübeck direkte Zug-Verbindungen nach Bad Kleinen oder Schwerin anzubieten, um beispielsweise Urlauber "klimafreundlich" per Bahn ins Land zu bekommen. Das Ministerium sieht auch hier ein Problem: Der Abschnitt zwischen Lübeck und Bad Kleinen sei nicht elektrifiziert und könne nur mit Dieselloks befahren werden - die müsse die Bahn in ausreichender Zahl bereitstellen.