Kollision vor Rügen: Ermittlungen gegen Kapitäne

Nach dem Zusammenstoß zweier Schiffe östlich der Insel Rügen am Dienstag hat die Wasserschutzpolizei Ermittlungen gegen die beiden Kapitäne aufgenommen. Wie ein Sprecher der Behörde am Mittwoch sagte, seien das Frachtschiff "Raba" und das Versorgungsschiff "World Bora" mit hoher Geschwindigkeit zusammengestoßen. "Das ist schon untypisch", so der Sprecher. Bei dem Unfall zwischen der unter zypriotischer Flagge fahrende "Raba" und dem unter dänischer Flagge fahrenden Offshore-Versorger waren am Dienstagmorgen 15 Menschen verletzt worden, zehn davon schwer. Der Unfall ereignete sich knapp neun Kilometer nordöstlich vor Rügen.
Frachter und Offshore-Versorgungsschiff kollidiert
Alle Verletzten stammen von dem Versorger. Beide Schiffe waren nach dem Unfall noch fahrbereit, wurden allerdings zur Untersuchung nach Mukran beziehungsweise Sassnitz auf der Insel Rügen gebracht. Umweltgefährdende Stoffe gelangten bei dem Unfall laut Wasserschutzpolizei nicht ins Meer.
Verletzte noch nicht vernommen
Auch Zeugenaussagen dürften wertvolle Hinweise liefern, hieß es. Allerdings konnten die Verletzten bisher noch nicht befragt werden. Die Untersuchungen nach Schiffsunfällen zögen sich häufig lange hin, so dass eher nicht mit schnellen Ergebnissen gerechnet werden könne, sagte ein Polizeisprecher.
Untersuchungen zur Unfallursache
Experten der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung machten sich noch am Dienstag auf den Weg nach Rügen. Sie wollten anhand von Positions- und Wetterdaten den Unfall rekonstruieren. Beide Schiffe seien mit automatischem Identifizierungssystem gefahren. Die aufgezeichneten Daten wie Kurs und Geschwindigkeit würden nun ausgewertet, hieß es.
"World Bora" war auf dem Weg zum Wikinger-Windpark
Die 31 Meter lange "World Bora" war auf dem Weg zum etwa 30 Kilometer nordöstlich von Rügen liegenden Windpark "Wikinger". An Bord waren vier Crewmitglieder und elf Arbeiter, wie eine Sprecherin der deutschen Seenotrettung NDR 1 Radio MV sagte. Die "World Bora" wurde am Bug beschädigt: Ein großer Gummifender wurde zur Hälfte weggerissen und die linke Bugseite nach oben gebogen. An dem 80 Meter langen Frachtschiff, das von Kopenhagen nach Stettin unterwegs war, entstanden dagegen nur geringfügige Schäden.
Schiffe näherten sich im Dunkeln in spitzem Winkel
Die hohe Zahl der Verletzten könnte sich durch die vergleichsweise hohe Geschwindigkeit des Versorgungsschiffs erklären. Es soll mit knapp 20 Knoten (rund 37 km/h) unterwegs gewesen sein, als es zu der Kollision kam. Laut Polizei näherten sich die beiden Schiffe in spitzem Winkel im Dunkeln. Das Versorgungsschiff habe den Frachter an dessen rechter Seite gerammt. Dabei stürzte die Brückenbesatzung offenbar schwer. Zwei Seeleute wurden im Hafen direkt aus der Brücke geholt. Rettungskräfte brachten alle Verletzten in Krankenhäuser. An der Rettungsaktion war auch ein Hubschrauber beteiligt.
Zweiter Vorfall in diesem Jahr
Bereits Ende Januar waren vor Rügen ein deutscher und ein norwegischer Frachter in der Dunkelheit zusammengestoßen. Damals waren alle Seeleute unverletzt geblieben. Als Unfallursache gilt ein Vorfahrtsfehler des norwegischen Frachters, auf dem es zu einem größeren Wassereinbruch gekommen war. Auch diese Schiffe konnten aus eigener Kraft in Häfen einlaufen.
