"Kleine Sensation": In MV verschollene Arten entdeckt
Insektenforscher der Landesforstanstalt haben mehrere als in Mecklenburg-Vorpommern verschollen geltende Arten entdeckt. Die Forscher sprechen von einer kleinen Sensation. Erstmals überhaupt seien elf Insektenarten in Mecklenburg-Vorpommern entdeckt worden, so Projektleiter Uwe Gehlhar von der Landesforstanstalt.
Panzers Wespenbock galt in MV lange Zeit als verschollen
Viele von ihnen haben nur lateinische Namen. Unter ihnen ist etwa Acrotona Nigerrima. Der winzigkleine Käfer gehört zur Familie der Kurzflügler. Er war für den mitteleuropäischen Raum bislang noch gar nicht dokumentiert. Zudem wurde in zwei Naturwaldreservaten bei Neubrandenburg und Neustrelitz - den Schierer Buchen und dem Zippelower Holz - der Käfer Panzers Wespenbock nachgewiesen. Dieser sehr seltene Käfer galt in Mecklenburg-Vorpommern 100 Jahre als verschollen, wurde 2006 auf Usedom erstmals wieder entdeckt.
Kleiner Eisvogel und Grasmotteneulchen gesichtet
Auch seltene Tagfalter und Nachtschmetterlinge wurden gesichtet. In Güstrows Wäldern zum Beispiel der Kleine Eisvogel. Außerdem wurden der Große und der Kleine Schillerfalter und das Grasmotteneulchen beobachtet. Dieser Eulenfalter wird auf der Roten Liste für bedrohte Tiere bereits als ausgestorben geführt.
MV bisher nur vergleichsweise wenig erforscht
Ein Grund für die Entdeckungen könnte der Umstand sein, dass die Gegenden im Nordosten bislang nur wenig von Insektenforschern untersucht worden sind. Hinzu kommt, dass die meisten der nun gesichteten Käfer sehr klein sind - viele von ihnen sind kleiner als vier Millimeter. Sie leben zudem gern versteckt und machen es selbst Spezialisten sehr schwer, entdeckt zu werden.
An 50 Standorten Insekten gezählt
Die Landesforstanstalt hatte das auf drei Jahre angelegte Modellprojekt zum Schutz von Waldinsekten im Herbst 2018 gestartet. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft fördert die Arbeit. Fachkundige zählten an 50 Standorten Käfer, Schmetterlinge und Stechimmen. Erfasst wurden neben der Vielfalt auch die Häufigkeit einzelner Arten, das Vorkommen von Spezialisten sowie seltener und gefährdeter Arten. Jetzt liegt laut der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) in Gülzow eine erste Auswertung der entomologischen Untersuchungen vor. Insgesamt wurden mehr als 940 Käferarten, 335 Spinner-, Spanner- und Eulenfalter nachgewiesen. Außerdem wurden 233 Stechimmen-Arten gezählt, davon 107 verschiedene Wildbienen- und 126 Wespen-Arten.
Waldinseln sollen miteinander verknüpft werden
Laut den Wissenschaftlern müssten nun perfekte Lebensräume geschaffen werden, um die Tiere gezielt zu schützen. Einige sehr seltene Käfer gehören zu den sogenannten Urwaldreliktarten. Das bedeutet: Sie bevorzugen sehr alte, starke Bäume und Totholz. Die Wissenschaftler überlegen nun, genau diese Bäume neu zu pflanzen. Denn stirbt eine sehr alte Eiche ab, verliert auch der Käfer Lebensraum. Ein Problem sei die Entwaldung der Landschaft. Die Forscher wollen gegensteuern und einzelne Waldinseln miteinander verbinden - etwa indem sie neue Bäume oder Hecken pflanzen und Blühstreifen anlegen.
