Helios-Kliniken Schwerin: Engpass bei Krebs-Behandlung
Die neue rot-rote Landesregierung will die medizinische Versorgung in Mecklenburg-Vorpommern sicherstellen. Beim größten privaten Krankenhaus im Land, den Helios-Kliniken in Schwerin, sind die Behandlungsmöglichkeiten für Krebspatienten massiv eingeschränkt.
Der Fall ist bereits ein Thema für die Aufsichtsbehörden, das Gesundheitsministerium in Schwerin ist eingeschaltet. Schon im vergangenen November gab es Brandbriefe von niedergelassenen Ärzten an Ministerpräsidentin Manuela Schwesig und Schwerins Oberbürgermeister Rico Badenschier (beide SPD). Dort warnten die Mediziner vor einem "Versorgungsnotstand". Es passe nicht zu einem Maximalversorger wie Helios, wenn die Behandlung in grundlegenden Bereichen nicht mehr gewährleistet sei.
Krebsbehandlungen in anderen Kliniken
Den NDR erreichten außerdem Beschwerde-Briefe von Krebspatienten, die die Zustände beklagen. Das Gesundheitsministerium teilte auf Anfrage mit, der Fachbereich Hämatologie und Onkologie könne vorübergehend nicht betrieben werden. Die Behandlung erfolge in anderen Krankenhäusern. "Natürlich kann das keine Dauerlösung sein", teilte das Ministerium mit. Helios arbeitete intensiv daran, die Probleme abzustellen. Ministerin Stefanie Drese (SPD) sagte dem NDR: "Die Situation ist unbefriedigend und muss schnell behoben werden."
Helios will Problemlösung bis Jahresmitte
Ein Sprecher von Helios teilte mit, in Schwerin erfolge weiter eine Grundversorgung - auch durch "onkologisch ausgebildete Kollegen" und direkt in den einzelnen Kliniken, beispielsweise Gynäkologie oder Urologie. Auch die Krebsdiagnose laufe weiter. Patienten müssten aber auch in Lübeck, Rostock oder Hamburg behandelt werden. Grund sei die Kündigung mehrerer Ärzte auch in Leitungsfunktion. Man hoffe, die Lücke bis Ende Juni gefüllt zu haben. "Wir gehen fest davon aus, noch im ersten Halbjahr die umfassende Versorgung in der Hämatologie sicherstellen zu können." Weiter heißt es: "Die aktuell laufenden Akquisemaßnahmen stimmen uns dabei positiv."
Kündigungen wegen Arbeitsbedingungen
Nach Angaben der Ärztekammer ist das Helios-Problem auch bei den Krankenkassen aufgelaufen: Diese hätten hohe Abrechnungen für Fahrtkosten in die Nachbarkliniken registriert. Kammerpräsident Prof. Dr. Andreas Crusius sagte dem NDR Nordmagazin, es könne nicht sein, das Patienten nach einer Chemo-Therapie Fahrtkosten-Anträge stellen müssten, um ihre Weiterbehandlung anderenorts sicherzustellen. Mit Blick auf den privaten Krankenhaus-Konzern wiederholte er seine Kritik aus der Vergangenheit: "Krankenhaus ist Daseinsvorsorge des Staates für die Bürgerinnen und Bürger, Renditemaximierung, um Aktionäre zu befriedigen, ist das Falsche."
AOK äußert Bedenken
Auf Anfrage teilte die AOK Nordost mit, dass "eine hohe Behandlungsqualität" der Versicherten an erster Stelle stehe. "Am Helios-Klinikum Schwerin ist dieses Qualitätsniveau im Bereich der Onkologie derzeit nicht durchgängig gewährleistet", so ein Sprecher. Es sei gesetzlich vorgeschrieben, in diesem Fall Patientinnen und Patienten in Nachbarkliniken zu verlegen. Helios müsse die offenen Arzt-Stellen zeitnah nachbesetzen. Helios Schwerin hat in der Vergangenheit mehrfach Schlagzeilen wegen Versorgungsengpässen gemacht - unter anderem in der Anästhesie und in der Notaufnahme. Dort hatten auf einen Schlag mehrere Ärzte gekündigt. Ein Thema dabei sind immer wieder schlechte Arbeitsbedingungen und eine Dauerüberlastung. Helios Schwerin hatte zuletzt einen Gewinn von knapp 33 Millionen Euro erzielt.
