Grüne: Parteiinternes Video von Landtagskandidat sorgt für Wirbel
Stephan Frey will für die Grünen das Direktmandat in der Mecklenburgischen Seenplatte bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern holen. Mit seinem "Anti-AfD-Video" sorgt er jetzt für viel Kritik - dabei wollte er es gar nicht veröffentlichen.
Hochglanzbilder mit Soldaten in Wehrmachtsuniformen, Gefangene und fliehende Menschen. Es brennt. Flugzeuge werfen Bomben ab. Es sind Sequenzen, die an einen Blockbuster erinnern, der die Zeit im Zweiten Weltkrieg thematisiert. Dazwischen fliegen Wörter ins Bild. Zu lesen ist "Geschichte kann sich wiederholen" und "Überlassen Sie unsere Zukunft nicht den Gestrigen und Klimaleugnern". Der kurze Clip ruft dazu auf, Stephan Frey zu wählen, den grünen Landtagskandidaten für die Region Stavenhagen, Malchin und Altentreptow.
"Das Video sollte gar nicht veröffentlicht werden"
Frey bezeichnet diesen Wahlwerbespot selbst als "Anti-AfD-Video". Mit drastischen, überspitzten Worten sollte das Video aufrütteln und den rechten Flügel der AfD demaskieren, so Frey im Gespräch mit NDR 1 Radio MV. Zu seiner Intention erklärte er, dass seine Frau und er schon mehrfach Opfer rechter Angriffe geworden seien, teilweise habe er bereits Morddrohungen erhalten. Doch den Clip wollte er nach eigenen Angaben eigentlich gar nicht veröffentlichen. Er habe das Video von einer Agentur produzieren lassen und es danach parteiintern zur Abstimmung gestellt. Nicht jedem Parteifreund scheinen die Machart und Aussagen gefallen zu haben, denn das Video war das Gesprächsthema beim Sommerfest der Kreis-Grünen in Karnitz am Sonnabend. Öffentlich wurde das Video nun aber doch. Frey hatte bereits eine Pressemitteilung inklusive Link zu dem Video formuliert, diese als Entwurf gespeichert und nun - wie er sagt - aus Versehen verschickt. Die ansässige Tageszeitung verlinkte das Video auf ihrer Website, so dass nun auch der politische Gegner Wind von der Angelegenheit bekommen hat.
"Menschenverachtend", sagt die Linke, "Tabu-Zone", heißt es von der AfD
Die Spitzenkandidatin der Linken, Simone Oldenburg, zeigt sich fassungslos. Sie nennt den Clip fürchterlich, menschenverachtend und unwürdig. "Wer mit Angst arbeitet, um vermeintliche Wahlerfolge zu erreichen, hat jegliche Chancen auf Wählbarkeit verwirkt", so Oldenburg. Politik solle den Menschen nicht drohen, sondern Angst nehmen und zur Gestaltung einladen. AfD-Chef Nikolaus Kramer findet es "mehr als schwierig, den politischen Gegner mit der Zeit des Nationalsozialismus zusammenzubringen". Das sei eine Tabu-Zone, das Video absolut unmöglich, so Kramer.
Kreis- und Landesverband der Grünen distanzieren sich von Video
Steffi Kühn, Sprecherin der Grünen in der Seenplatte, betonte, dass sich die Partei vor Ort von dem Video distanziere. Gleiches sagen auch die beiden Landesvorsitzenden der Bündnisgrünen, Weike Bandlow und Ole Krüger. Schriftlich teilen die beiden auf Anfrage mit, dass das Video ohne Rücksprache mit der Partei entstanden sei. In dem Statement heißt es weiter: "Wir distanzieren uns ausdrücklich davon, Menschen, die dem wissenschaftlichen Konsens zum Klimawandel widersprechen, unreflektiert mit Nationalsozialisten gleichzusetzen." Jetzt werde das Gespräch mit Frey gesucht, um die Angelegenheit zu klären. Zeige sich dabei, dass eine konstruktive Zusammenarbeit nicht mehr möglich sei, dann würden die Landesvorsitzenden jegliche Zusammenarbeit im Wahlkampf mit Frey einstellen, heißt es schriftlich.
Statt Kriegsbilder jetzt viel Natur
Frey beteuerte gegenüber dem NDR mehrfach, dass das umstrittene Video nicht zum Einsatz kommen werde. Stattdessen werbe er jetzt mit einem anderen Clip um die Wählergunst. Darin zu sehen: "viel Natur". Jetzt will er mit einem Anwalt gegen die Zeitung vorgehen, die den Link zum Video veröffentlicht hatte. Denn das sei gegen seinen Willen geschehen und verletzte Urheberrechte.
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