Groß Lüsewitz: Zwei Monate nach Gülle-Unfall
Der Großteil der Gülle, die vor zwei Monaten aus einem Tank in eine Kleingartenanlage in Groß Lüsewitz geflossen war, ist entfernt. Auch die benachbarte Teichkläranlage startet ab nächster Woche wieder den Betrieb. Allerdings wartet die Gemeinde noch auf die Ergebnisse der Bodenproben des Umweltamtes.
Vor zwei Monaten wurde in Groß Lüsewitz im Landkreis Rostock der Gülletank eines Landwirtschaftsbetriebes offenbar mutwillig geöffnet. Die Gülle strömte durch die benachbarte Kleingartenanlage. Einige Parzellen wurden zerstört. Die betroffenen Abschnitte mussten daraufhin beräumt werden.
Aktuell kein Ersatz für abgetragenen Boden
Die Gülle und der verunreinigte Boden sind abtransportiert. Sie konnten noch landwirtschaftlich genutzt und auf den Feldern verteilt werden. Neue Erde ist bisher allerdings nicht angeliefert worden. Einige Pächter kritisieren den fehlenden Austausch seitens der Gemeinde. Für Enrico Bendlin (CDU), den Bürgermeister der Gemeinde Sanitz, zu der Groß Lüsewitz gehört, nachvollziehbar: "Ja, das kann ich verstehen, wir können aber auch nur kommunizieren, wenn wir neue Sachstände haben."
Ergebnisse der Bodenproben benötigt
Bevor die Kleingartenanlage mit neuer Erde versorgt werden kann, müssen die Ergebnisse der Bodenproben vorliegen. Diese sind durch das Umweltamt des Landkreis Rostock entnommen worden und werden aktuell geprüft. "Entweder sagen sie, es muss nochmal was abgetragen werden, wovon wir derzeit nicht ausgehen oder sie sagen und geben uns vor, in welcher Bodenqualität der Boden hier wieder einzufüllen ist", erklärt Bendlin. Erste Kostenvoranschläge gebe es bereits, laut dem Bürgermeister, würden die Kosten zur Wiederherrichtung des Bodens bei knapp 60.000 Euro liegen. Ein Schreiben solle die betroffenen Pächter zeitnah über die neusten Erkenntnisse informieren.
Kläranlage musste neu gestartet werden
Die Gülle hatte sich ihren Weg durch die Kleingartenanlage bis zum Becken der benachbarten Kläranlage der Nordwasser GmbH gebahnt. Diese arbeitet biologisch: Mikroorganismen bilden einen Rasen und klären das Wasser. Allerdings stellen sich die Organismen auf das kommunale Abwasser ein, erklärt Jens Niendorf der Bereichsleiter. "Wenn dann andere Inhaltsstoffe kommen, also deutlich höhere Frachten, wie sie natürlich in der Gülle drin sind, dann stirbt dieser biologische Rasen. Die Mikroorganismen explodieren fast und dadurch kommt es dann zu einer unheimlichen Schaumbildung und die ganze Anlage muss komplett neu angefahren werden," führt Niendorf weiter aus. Ab der kommenden Woche könne die Anlage jedoch wieder den Betrieb aufnehmen.
400 Tonnen Schlamm entfernt
Aufgrund der Verschmutzung musste zuvor eine sogenannte "Entschlammung" der Kläranlage durchgeführt werden. Der biologische Rasen liegt als Schlamm auf dem Grund des Beckens. Bei einer Entschlammung wird er mit Hilfe eines Saugbootes entfernt. Dieser Prozess werde, laut Niendorf, sonst mehrere Monate im Voraus geplant. Im August musste alles spontan abgestimmt werden. Knapp 400 Tonnen Schlamm seien entfernt und getrocknet worden. Im kommenden Jahr können auch diese in der Landwirtschaft genutzt werden. Die durch den Vorfall entstandenen Kosten für die Kläranlage liegen, so der Bereichsleiter, zwischen 150.000 und 200.000 Euro.
Wer für die Schäden aufkommt, bleibt ungewiss. Die Ermittlungen der Polizei laufen.
