Greifswald: Immunologe befürwortet AstraZeneca-Impfungen
Die spektakuläre Entdeckung Greifswalder Mediziner stieß jüngst auf weltweites Interesse: Das Team um den Transfusionsmediziner Andreas Greinacher von der Unimedizin Greifswald fand die Ursache für die gefährlichen Hirnvenenthrombosen nach Impfungen mit dem AstraZeneca-Vakzin. Zu dessen weiterer Verwendung rät Greinacher trotzdem.
Ungeachtet der möglichen Komplikationen nach einer Impfung mit dem Corona-Impfstoff von AstraZeneca spricht sich der Greifswalder Transfusionsmediziner Andreas Greinacher klar für eine weitere Verwendung des Vakzins des britisch-schwedischen Herstellers aus. "Covid ist viel, viel gefährlicher und viel, viel häufiger als die Impfung. Deswegen sollte sich jeder, der irgendwie die Möglichkeit hat, geimpft zu werden, sich impfen lassen", sagte Greinacher am Donnerstag dem NDR in Mecklenburg-Vorpommern.
Fälle von Hirnvenenthrombosen bei Frauen aufgetreten
Der Impfstoff war wegen des Auftretens von Thrombosefällen vor allem bei jüngeren Frauen in die Diskussion geraten. Nach einem Beschluss der Gesundheitsminister von Bund und Ländern soll er nur noch für Personen ab 60 Jahren eingesetzt werden. Konkret geht es um rund 40 Fälle von Hirnvenenthrombosen, die im zeitlichen Zusammenhang mit den Impfungen aufgetreten waren, vorwiegend bei Frauen unter 55.
Risiken einer Impfreaktion geringer als die einer schweren Covid-Erkrankung
"Natürlich ist das eine schwere Impfreaktion", so Greinacher im Gespräch mit dem NDR in Mecklenburg-Vorpommern. "Und natürlich müssen diejenigen, die geimpft werden, darüber aufgeklärt werden, dass eine solche Reaktion auftreten kann." Doch In Deutschland sei der AstraZeneca-Impfstoff bislang mehr als 1,4 Millionen Menschen verabreicht worden. Dabei seien rund 40 solcher Impfreaktionen beobachtet worden. "Wir haben gleichzeitig allein aus Greifswald 45 Covid-Patienten am Klinikum. Und das stellt, glaube ich, die Relation deutlich dar." Das Risiko der möglichen Impfreaktion stehe in keinem Verhältnis zu dem Risiko einer schweren Covid-Erkrankung, ist Greinacher überzeugt.
Thrombose-Fälle: Antikörper aktiviert Blutplättchen
Als Ursache dieser Impfkomplikation gilt ein Antikörper, der die Blutplättchen aktiviert, Thrombosen zu bilden. Warum dieser gefährliche Antikörper bei einigen Menschen überhaupt entsteht, versuchen Greinacher und ein Team gerade herauszufinden. Es könne durchaus sein, dass bei den Betroffenen besonders seltene Konstellationen zusammenkommen, mutmaßt Greinacher, denn andernfalls müssten die Komplikationen viel häufiger beobachtet werden. Der Zusammenhang zwischen den von den Forschern entdeckten Antikörpern und den Komplikationen sei eindeutig. "Ob aber der Impfstoff direkt diese Antikörper auslöst, oder etwas in Menschen triggert und anstößt, die einige Besonderheiten in ihrem Körper haben, die wir noch nicht kennen, und daraus dann die Antikörper entstehen - das ist im Moment die große Frage. Wir hoffen, dass wir diese in den nächsten Tagen klären können."
Suche nach der Nadel im Heuhaufen
Welche Co-Faktoren dies sein könnten, wisse er nicht, so Greinacher. Dass es die Anti-Baby-Pille sein könnte, schließt er jedoch aus. "Es kann nichts Häufiges sein." Und viele der geimpften jungen Frauen würden die Pille nehmen. Greinacher hält es auch für möglich, dass es eine seltene genetische Variante oder ein Medikament sein könne, "Vielleicht liegt so etwas zugrunde. Vielleicht hat einer der Betroffenen irgendein anderes Medikament eingenommen, was plötzlich eine ungewollte Reaktion verstärkt." Aber all das seien noch Spekulationen. "Wir sind jetzt dabei und versuchen das zu identifizieren, um genau den Mechanismus aufzuklären. Aber das ist die Suche nach der Nadel im Heuhaufen."
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