Greifswald: Forscher wollen Abwasser mit Plasma reinigen
In Greifswald forschen Mikrobiologen und Physiker an einem Verfahren, um Abwasser mit Plasma zu reinigen. Ziel des Forschungsprojektes ist es, Medikamentenrückstände und resistente Keime aus dem Wasser zu filtern.
Rückstände von Antibiotika sowie resistente Keime werden bislang nicht aus dem Klärwasser gefiltert. Dadurch gelangen immer mehr fremde Stoffe ungehindert in den Wasserkreislauf. In der Folge bilden sich nach und nach Keime, die Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln. Mikrobiologen der Greifswalder Universität haben nun einen Schnelltest entwickelt, um genau diese Resistenzen im Abwasser nachweisen zu können.
Abwässer von Krankenhäusern besonders im Blick
Gleichzeitig hat das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie ein Plasma-Verfahren entwickelt, das die Bakterien und die Antibiotikarückstände im Abwasser vernichtet. Die Forscher des Projektes ANTIRES 2.0 wollen so eine neue Reinigungsstufe für Abwasser entwickeln. Dazu legen sie zwischen zwei Elektroden ist ein elektrisches Feld an, welches das Plasma entzündet. Das Abwasser wird dann über eine Düse versprüht. Es läuft durch die Elektroden und somit auch durch brennendes Plasma. Auf diese Art würden resistente Keime und Medikamentenrückstände vernichtet, erklärt der Leiter des Leibniz-Instituts für Plasmaforschung und Technologie, Klaus-Dieter Weltmann. Bislang geht es zunächst um die Abwässer und den Klärschlamm aus Krankenhäusern. Die Wissenschaftler haben dazu zwei Geräte, zwei Technologien entwickelt, die sich als tauglich erwiesen haben.
Arbeit mit Proben aus dem Abwasserkanal der Unimedizin
Das Forschungsprojekt ANTIRES 2.0 ist eine Kooperation zwischen dem Leibniz-Institut und der Biotechnologie der Greifswalder Universität. Die Mikrobiologen haben die Proben zuvor aus dem Abwasserkanal der Unimedizin entnommen und auf Medikamentenrückstände und Bakterien untersucht. Ob, welche und wieviele antibiotika-resistente Bakterien es im Abwasser im Vergleich zu natürlichen Gewässern gibt, ist ein Untersuchungsschwerpunkt, sagt die Mikrobiologin Tjorven Hinzke. Es gehe bei dem Projekt auch um die Frage, ob die antibiotikaresistenten Bakterien aktiv sind, also ob sie aktiv Abwehrstoffe gegen Antibiotika produzieren.
Erster Schnelltest für Abwässer entwickelt
In den vergangenen Monaten haben die Wissenschaftler in Vorpommern einen Schnelltest entwickelt, um genau diese Antibiotikaresistenzen im Abwasser feststellen zu können. Derzeit besteht die Gefahr, dass sich immer neue Resistenzen im Abwasser bilden. Das könnte zu einer Antibiotika-Krise führen, so Mikrobiologin Hinzke. Denn es würden nicht mehr so viele neue Antibiotika gefunden. Es dauere sehr lange, neue Antibiotika auf den Markt zu bringen. Gleichzeitig würden zunehmend Bakterien resistent gegen verabreichte Antibiotika, so Hinzke weiter. Generell würden weltweit immer mehr Antibiotika verabreicht. Dadurch steige die Menge an Antibiotika in der Umwelt, wodurch sich immer mehr multiressistente Erreger ausbreiten könnten. Abwasser mit Plasma zu behandeln, sei ein Lösungsansatz. Die Forscher wollen jetzt eine neue Reinigungsstufe entwickeln. Diese könnte das Abwasser in Krankenhäusern reinigen oder auch in Kläranlagen eingebaut werden.
