Fast 20 Prozent mehr Wohngeld in MV ausgezahlt

In Mecklenburg-Vorpommern sind in diesem Jahr die Wohngeldzahlungen um fast 20 Prozent gestiegen. Grund sind die Corona-Krise und die Wohngelderhöhung zu Jahresbeginn. Bislang seien rund 19 Millionen Euro an Haushalte mit entsprechend geringem Einkommen überwiesen worden, hieß es vom zuständigen Infrastrukturministerium in Schwerin. Das entspreche einem Zuwachs von etwa drei Millionen Euro im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres.
Hoher Informationsbedarf bei Betroffenen
Der Informationsbedarf zum Wohngeld sei groß, bestätigte beispielsweise die Neubrandenburger Stadtverwaltung auf Anfrage von NDR 1 Radio MV. Die Wohngeldstelle habe aufgrund des Andrangs eine formlose Antragstellung möglich gemacht. Im Zusammenhang mit dem Bezug von Kurzarbeitergeld stieg die Zahl der Wohngeldanträge in Greifswald. Auch Wismar meldet mehr Fälle als im Vorjahr. In Schwerin und Güstrow dagegen ist bislang keine Erhöhung der Anträge zu erkennen. Beratungen zum Wohngeld führten in vielen Fällen nicht zu einem Antrag, hieß es aus der Rostocker Stadtverwaltung. Der Zuschuss sei nicht immer die beste Lösung gewesen. Teils sei Betroffenen zu einem Antrag auf Arbeitslosengeld geraten worden.
Wohngeld als Krisenindikator
Laut Infrastrukturministerium geht die Auszahlung von Wohngeld für Juni an rund 22.000 Haushalte. Im Juni des vergangenen Jahres seien es 20.600 gewesen. Die Wohnungswirtschaft bewertete den Anstieg der Wohngeldzahlungen als Beleg dafür, dass das System funktioniert. "Wohngeld ist der Krisenindikator", erklärte der Direktor des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Andreas Breitner, am Montag. Den von der Corona-Pandemie betroffenen Menschen werde auf diesem Wege am schnellsten geholfen. Das mache in den betroffenen Haushalten zwar nicht alles wieder gut, nehme den Menschen aber zunächst die größten Sorgen.
Entwicklung des Bedarfs noch unklar
Die im VNW organisierten Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften hatten vom Anfang der Krise an auf staatliche Hilfen für in Not geratene Mieter verwiesen. Eine Stundung der Miete könne nur der letzte Schritt sein, so Breitner. Schließlich müsse das Geld später nachgezahlt werden, was bei Sozialleistungen nicht der Fall sei. Offen ist, wie sich der Wohngeldbedarf in MV in diesem Jahr entwickeln wird. Es könne nicht vorhergesagt werden, wie sich die Corona-Pandemie auf die Antrags- und Bewilligungszahlen auswirken werde, sagte eine Ministeriumssprecherin in Schwerin. Dies hänge maßgeblich von der wirtschaftlichen Entwicklung in den kommenden Monaten ab. Bei Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit fehlen in vielen Familien Teile des Einkommens.
