Fachtagung in Güstrow: Alleenschutz ist Klimaschutz
Die Alleebäume in Mecklenburg-Vorpommern nehmen pro Jahr knapp 85 Tonnen Schadstoffe auf und filtern so die Luft. Sie helfen somit beim Klimaschutz, müssen aber selbst auch geschützt werden.
Beim Alleentag in Güstrow sind am Mittwoch die Weichen für einen besseren Schutz der Baumreihen im Land gestellt worden. Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) versprach, künftig Landesflächen für Neupflanzungen zur Verfügung zu stellen. Damit würde ein bestehender Konflikt mit Landwirten gelöst, die häufig keine Alleebäume auf ihren Flächen haben möchten.
BUND: Bestand an Alleebäumen geht zurück
Der Umweltverband Bund für Umwelt und Natur Deutschland (BUND) stellte eine Untersuchung vor, wie sich der Alleenbestand in den einzelnen Landkreisen entwickelt. Dabei zeigte sich, dass lediglich im Landkreis Rostock mehr Alleebäume neu gepflanzt als gefällt werden. In allen anderen Regionen verschwinden die grünen Bänder entlang der Straßen nach und nach. "Die Alleen zu bewahren, geht nur mit Neupflanzungen. Das ist die Aufgabe für jeden Kreis", sagte Sprecherin Katharina Dujesiefken. Offensichtlich würden manche Kreise dies ernster nehmen als andere.
"Einzigartiges Erbe" mit Filterfunktion
Beim 16. Alleentag waren Experten aus sechs Bundesländern zusammengekommen. Die Fachleute von Straßenbauämtern, Umweltverbänden und Naturschutzbehörden tauschen sich bei den Treffen unter anderem über Themen wie Verkehrssicherung, Alleenschutz und den Klimawandel aus. Allein Mecklenburg-Vorpommern verfügt über mehr als 4.000 Kilometer Alleen - das sind mehr als eine halbe Million Bäume links und rechts der Straßen, die das Landschaftsbild prägen, aber auch 83,7 Tonnen Schadstoffe pro Jahr aus der Luft filtern. Darum sei es für den Klimaschutz wichtig, "dieses kulturelle und einzigartige Erbe auch für zukünftige Generationen zu erhalten", sagte Backhaus.
Erhöhter Pflegeaufwand durch Erderwärmung
Angesichts von Klimaveränderungen und hohem Verkehrsaufkommen wird laut BUND die Pflege des Alleen immer aufwendiger. "In Zukunft kommt es vor allem darauf an, die Stressresistenz der Bäume zu verbessern", sagt auch der Umweltminister. Derzeit seien im "Alleenfonds" rund 6,6 Millionen Euro enthalten, so Backhaus. Davon sind 470.000 Euro für Projekte an kommunalen Straßen festgelegt und etwa 400.000 Euro für kommunale und private Bestände noch frei verfügbar. Aufgrund der Verkehrsicherungspflicht müssen Autofahrer vor möglichen Schäden durch morsche Bäume oder herabstürzende Äste geschützt werden.
Baumbestand wird an veränderte Bedingungen angepasst
Um Schäden durch den Klimawandel zu reduzieren, sei es wichtig, dass mehrere Baumarten je Bestand gepflanzt werden, erläutert Umweltminister Backhaus. Es müssten aber auch neue oder bisher sehr seltene Alleebaumarten getestet werden: "Dazu zählen zum Beispiel Gingko, Liquidambar und die Schwarznuss." Der BUND setzt sich für eine vollständige Kartierung des Allee-Baumbestandes im Land ein und betont die Notwendigkeit einer auf mindestens 20 Jahre angelegten Jungbaumpflege, um die Alleen langfristig zu erhalten.
