Experten: Giftige Algen lösten Fischsterben in der Oder aus

Stand: 30.09.2022 21:28 Uhr

Nach der Analyse von polnischen Forschern zu den Ursachen des massiven Fischsterbens in der Oder haben auch deutsche Experten ihren Bericht vorgelegt. Er bestätigt bisherige Annahmen, lässt aber Fragen offen.

Deutsche Experten halten die massive Ausbreitung einer giftigen Alge für die wahrscheinlichste Ursache des im August aufgetretenen massiven Fischsterbens in der Oder. Das geht aus einem Bericht einer Expertengruppe unter Leitung des Umweltbundesamtes hervor, den das Bundesumweltministerium an Freitag veröffentlicht hat. Damit bestätigen die Forscher die bislang vermuteten Annahmen zu den Ursachen der Umweltkatastrophe.

Auch Schnecken und Muscheln abgestorben

Das Umweltministerium betonte, dass eingeleitetes Salz zur Massenvermehrung der Brackwasseralge Prymnesium parvum geführt habe. Diese wiederum habe eine giftige Substanz erzeugt, die zum Tod der Fische sowie anderer Organismen wie Schnecken und Muscheln geführt habe. Den Verursacher der Salzeinleitung konnten die Forscher demnach nicht ausmachen. Die genaue Quelle der Salze, anderer Elemente und Chemikalien sei unklar.

Hohe Temperaturen, wenig Regen

Insgesamt deuteten die Analysen auf "multikausale Wirkmechanismen" hin. Hohe Temperaturen und eine geringe Niederschlagsmenge hätten die Lage verschärft, weil die Konzentration der schädlichen Stoffe im Wasser dadurch gestiegen sei. Die Experten stellten auch Herbizide fest, bei denen es sich "mit hoher Wahrscheinlichkeit um industrielle Einleitungen" handele. Die akuten Vergiftungen seien aber daraus nicht ableitbar, hieß es. Die Analyse von mehr als 1.200 Stoffen und Elementen habe ergeben, dass die nachgewiesenen Stoffe "typischerweise aus Einleitungen von industriellen oder kommunalen Kläranlagen" stammten.

Polen mit eigenem Bericht

Das massive Fischsterben war am 9. August auf der deutschen Seite des Grenzflusses entdeckt worden. In Mecklenburg-Vorpommern wurde befürchtet, dass es sich bis ins Stettiner Haff auswirkt. Eine deutsch-polnische Expertengruppe legte keinen gemeinsamen Bericht vor. Stattdessen gibt es nun zwei separate Analysen der jeweiligen Seiten. Die polnischen Experten machten ebenfalls die Ausbreitung der Alge als wahrscheinlichste Ursache für das Fischsterben aus. Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) sagte, es sei wichtig, die richtigen Schlussfolgerungen aus dieser Umweltkatastrophe zu ziehen. "Die Warn- und Alarmsysteme müssen überprüft und angepasst werden, damit alle Betroffenen früh- und rechtzeitig von solchen Ereignissen erfahren und Vorsorge- und Abwehrmaßnahmen ergreifen können."

 

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Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 30.09.2022 | 19:30 Uhr

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