Corona-Lage: MV will auf Meldungs-Arztpraxen statt auf Inzidenzwerte setzen
Um die Verbreitung von Infektionen mit dem Coronavirus in Mecklenburg-Vorpommern besser einschätzen zu können, plant das Land eine Abkehr von den Inzidenzwerten als Indikator. Stattdessen sollen sogenannte "Meldungsarztpraxen" über die Corona-Lage informieren.
Das teilte Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) im Gespräch mit dem NDR in MV am Montag mit. Zuvor hatte der Corona-Expertenrat der Landesregierung über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie beraten. Drese begründete die Abkehr von der Inzidenz damit, dass diese nicht mehr sehr aussagekräftig sei. "Ich will mich nicht mehr darauf verlassen, dass wir eine Inzidenz ermitteln, indem die Testzentren die PCR-Tests melden und wir dann sagen: So und so ist das Infektionsgeschehen", so Drese. Stattdessen plane sie, dass Arztpraxen Hinweise darüber geben, wie viele Patienten tatsächlich mit einer Corona-Infektion bei ihnen vorstellig werden - "um auch die diejenigen zu erreichen - oder ein Gefühl dafür zu kriegen - die sich nicht über den Weg des RKI (Robert Koch-Institut) auch wirklich melden und messen lassen."
Gespräche mit Kassenärztlicher Vereinigung - 100 Arztpraxen als Meldepraxen?
Laut Drese laufen dazu derzeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung MV Gespräche. Diese müssten "freiwillig gern mitmachen". Denn es sei klar, dass dies ein zusätzlicher Aufwand sei. "Ich bin da aber sehr hoffnungsvoll, dass wir alle gemeinsam und verantwortungsvoll dann auch so 100 Arztpraxen beispielsweise im Land finden werden, dass ich auch einen Überblick über das gesamte Bundesland habe", so die Ministerin. Drese verwies zudem auf das Infektionsschutzgesetz, das den Bundesländern die Verantwortung zuweise, das Infektionsgeschehen genau im Blick zu haben. "Und die haben wir eben nicht nur wenn wir auf die Inzidenzen setzen, weil das keine genaue Zahl mehr ist."
MV setzt weiter auf Impfen und Testen
Die gegenwärtige Corona-Lage im Bundesland bezeichnete Drese als "entspannt". Die Situation im Gesundheitssystem sei "angespannt, aber nicht überlastet." Der Corona-Expertenrat geht laut Drese aber davon aus, dass zum Herbst und Winter ein Anstieg der Infektionen zu erwarten ist. Um für diesen Anstieg gewappnet zu sein, werde derzeit in dem Gremium ein Neun-Punkte-Plan diskutiert, der aber noch weiterer Abstimmung bedarf. Man habe sich aber darauf verständigt, dass Mecklenburg-Vorpommern weiterhin auf Themen wie Impfen und Testen setzen werde sowie auf die Vorgaben aus dem Infektionsschutzgesetz wie etwa das Masketragen innen - besonders im öffentlichen Personennahverkehr.
Schulschließungen "allerletzte Option"
Die Impfzentren sollen deshalb weiter bis Ende April 2023 unterhalten werden. Aber auch die Ärzte seien weiter ein wichtiges Element. "Wir schaffen es natürlich nicht, wenn ein angepasster Impfstoff da ist, nur über Impfzentren zu impfen und auch nur die Ärzte alleine in den Arztpraxen schaffen es nicht. Wir müssen gut zusammenarbeiten", so Drese. Schulschließungen könnten nur "die allerallerletzte Option". Und wenn, würden sie nicht flächendeckend vorgenommen werden, so Drese. Beim Testen gehe es auch darum zu wissen, in welchen Arztpraxen eigentlich getestet wird. "Wie werden diese Zahlen weitergeleitet? Und die Frage, wie gehen wir mit einer Situation um? Wann schätzen wir sie als gefährlich ein? Gucken wir auch nur auf die in Anführungsstrichen Krankenhausauslastung der Intensivbetten? Gucken wir noch nach der Inzidenz?", so Drese. Diese Punkte gingen auch in Richtung Bund, damit vermieden wird, dass am Ende bundesweit ein Flickenteppich entsteht
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