Corona: Absurdes an deutsch-polnischer Grenze

Corona-Bestimmungen sorgen auch nach dem Ende der polnischen Reise-Einschränkungen Mitte Juni weiter für Wirbel in der Grenzregion. Zwar können seit dem Ende der polnischen Grenzschließung Deutsche wieder im Nachbarland einkaufen, aber nun bereiten die Corona-Bestimmungen in Mecklenburg-Vorpommern Probleme.
Keine-Tagestouristen-Regelung wirkt sich aus
Denn Polen dürfen nicht nach Mecklenburg-Vorpommern fahren - weder zum Einkaufen in Pasewalk, für einen Zoo-Besuch in Ueckermünde oder einen Spaziergang am Strand der Usedomer Kaiserbäder. Das verbieten die in Mecklenburg-Vorpommern geltenden Corona-Bestimmungen. Der Verordnung nach dürfen bislang keine Tagestouristen ins Land kommen - außer sie machen eine Busreise. Somit dürfen auch keine Gäste aus Polen kommen, es sei denn, sie arbeiten oder übernachten hierzulande.
Polin aus Vorpommern muss Kindergeburtstag nach Brandenburg verlegen
Die hiesigen Regelungen haben aber auch Auswirkungen auf deutsche Urlauber, beispielsweise aus Bayern und Berlin, die etwa in Swinemünde ein Hotelzimmer gebucht haben: Auch sie dürfen nicht in den deutschen Teil von Usedom fahren, denn auch sie gelten als Tagestouristen. Im Land Brandenburg dagegen gibt es diese Beschränkungen für die Nachbarn nicht. Die MV-Verordnungen haben bereits dazu geführt. dass eine im Landkreis Vorpommern-Greifswald lebende Polin die Geburtstagsfeier ihres sechsjährigen Sohnes in die brandenburgische Uckermark verlegt hat, damit auch Freunde aus Polen mitfeiern konnten, wie sie NDR 1 Radio MV sagte.
Einige fühlen sich diskriminiert
Viele Polen aus dem Grenzgebiet, die oft nach Deutschland fahren, sind enttäuscht und unzufrieden mit den Regelungen - zumal sie im Mai und Juni mit Demonstrationen Druck auf die polnische Regierung ausgeübt hatten, damit diese die Grenze wieder öffnet. Mitte Juni - nach der Öffnung - haben die meisten gehofft, dass auch Mecklenburg-Vorpommern nachziehen und die Einreise-Beschränkungen aufheben wird, weil die Region mittlerweile ein gemeinsamer Lebens- und Arbeitsraum geworden ist. Aber bislang ist nichts passiert. Auf polnischer Seite gibt es deshalb einige Stimmen, die den Verdacht der Diskriminierung äußern.
Brief aus Warschau an den Polen-Koordinator
Die für polnische Tagesgäste geschlossene Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern ist mittlerweile auch in der polnischen Hauptstadt Warschau ein Thema geworden. Polens Deutschland-Beauftragter, Bartosz Grodecki, hat vergangene Woche wegen der Situation an der Grenze einen Brief geschrieben an den deutschen Polen-Koordinator, Brandenburgs Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD). Darin äußert er sich besorgt über die Einreisebeschränkungen, wie es auf den Internetseiten der polnischen Regierung heißt. Die Situation sei schwer zu akzeptieren und müsse dringend korrigiert werden.
Treffen zwischen Schwesig und Westpommern-Marschall angeregt
Weiter heißt es in dem Brief, die Lage zwischen Polen und Mecklenburg-Vorpommern und die damit verbundenen Schwierigkeiten würden sich negativ auf beide Seiten der Grenze auswirken. Er rief Woidke auf, aktiv zu werden, um die Situation zu ändern. Auch in Mecklenburg-Vorpommern lebende Polen fordern rasche Lösungen. Damit die Beziehungen nicht zu sehr abkühlen, so eine Anregung, wäre ein Treffen von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) und dem Marschall von Westpommern, Olgierd Geblewicz, ein Anfang. An dem Status wird sich wohl vorerst nichts ändern. Vorpommern-Staatssekretär Patrick Dahlemann (SPD) sagte zu NDR 1 Radio MV, er könne den Unmut verstehen, aber die Gesundheit aller gehe vor.
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