Biber-Verordnung in MV bislang ohne Wirkung

Vor mehr als 40 Jahren wurden Biber an der Peene angesiedelt. Mittlerweile leben allein in Vorpommern wieder etwa 2.000 Tiere. Davon gehen die östlichen Wasser- und Bodenverbände aus. Wie viele es aktuell im ganzen Land sind, kann das Landwirtschaftsministerium nicht sagen. Fakt ist: immer mehr Biber brauchen immer mehr Reviere. Das sorgt für reichlich Konflikte. Die seit Jahresbeginn geltende Landesbiberverordnung soll helfen, doch die vorgegebenen Maßnahmen zeigen bislang kaum Wirkung.
Bislang keine Vergrämungmaßnahmen umgesetzt
Seit vier Jahren ist die Situation bei Anklam die gleiche: Eine Biberfamilie baut immer wieder einen mächtigen Damm. Jens Uhthoff lässt ihn mit dem Bagger abreißen. In der Nähe von Anklam, zwischen Neu Kosenow und Bugewitz, setzen die Biber Wald, Felder und den Bahndamm der Linie Berlin-Stralsund unter Wasser. Uhthoff ist Geschäftsführer des Wasser- und Bodenverbands Untere Peene. Gemeinsam mit der Deutschen Bahn und betroffenen Agrar- und Forstbetrieben hat er im März die Entnahme des Bibers beantragt. Daraufhin erfuhr Uhthoff, dass sämtliche Vorschläge des Bibermanagements zur Vergrämung der Tiere bisher noch nicht umgesetzt wurden. Deshalb entschloss er sich zu weiteren Maßnahmen.
Tiere lassen sich kaum stören
Zuerst musste Uhthoff ein Seil mit daran gebundenen Plastikkanistern über die Dammbaustelle hängen. Die Biberfamilie baute die Kanister einfach mit in ihren Damm ein. Jetzt steht dort ein Weidezaun mit Strom. Der funktioniert an dieser Stelle auch, doch der Biber baut jetzt 30 Meter weiter. Wie viele Vergrämungsmöglichkeiten Uhthoff noch ausprobieren muss, weiß er nicht. Laut Landesbiberverordnung, die seit Jahresbeginn gilt, müssen Maßnahmen über einen längeren Zeitraum angewendet werden. Wie lange, sagt das Landwirtschaftsministerium nicht. Jeder Einzelfall müsse individuell bewertet werden. Scheitert die Vergrämung, muss geprüft werden, ob die Tiere umgesiedelt werden können. Doch wohin, fragt sich Uhthoff. In seinem Verbandsgebiet ist alles voller Biber. Man sehe es vor allem daran, dass Reviere erschlossen werden, die bislang als suboptimal oder auch unmöglich galten wie zum Beispiel mitten im Siedlungsbereich von Anklam, so Uhthoff. Dort würden die Tiere eigentlich permanent gestört. Und wenn Biber dort häufiger auftreten, sei die Population zu groß.
Biber-Bauten gefährden Anlagen der Bahn
Etwa 140 Problem-Biberstellen hat Uhthoff in seinem Verbandsgebiet. In Neu Kosenow gefährdet der Biber den Bahnbetrieb. Schriftlich teilt die Deutsche Bahn AG mit: "Der ständig hohe Wasserstand führt zu einer Durchfeuchtung des Bahnkörpers und des Untergrundes. Dadurch können Setzungen und Verschiebungen entstehen, die zu einer Änderung der Gleislage führen. Dieser Gefahr für die Betriebssicherheit muss die DB entgegenwirken."
Bald Abschuss möglich?
Gemeinsam wollen sie noch mal die Entnahme der Biberfamilie beantragen. Aufgrund der immensen Schäden, die die Nager im Kreis Vorpommern-Greifswald verursachen, prüft Vizelandrat Jörg Hasselmann gerade, ob er die Biberverordnung noch in diesem Jahr nach bayerischem Vorbild anpassen kann. Dort gibt es festgelegte Gebiete, in denen die Tiere leben dürfen und in denen sie nicht leben dürfen. Und dort werden Biber dann auch abgeschossen.
