Kein Feriendorf in Godern - wie viel Tourismus verträgt MV?
20 Ferienhäuser für bis zu 400 Gäste am Pinnower See - das war der Gemeindevertretung zu viel. Eine Mehrheit lehnte die Pläne für ein Feriendorf im Ortsteil Godern ab.
Die Entscheidung steht: Der Pinnower Ortsteil Godern bei Schwerin bekommt kein großes Feriendorf. Das hat die Gemeindevertretung am Dienstagabend in einem Grundsatzbeschluss entschieden. Nachdem in Pinnow lange um das Feriendorf gerungen wurde, stimmten nun vier Gemeindevertreter dafür und sieben dagegen. Damit ist auch der zweite Anlauf des dänischen Anbieters Skanlux, ein Ferienresort im Schweriner Umland zu errichten, vom Tisch.
Kritiker fürchten zu großen Touristenandrang im Ort
Das Projekt sah zuletzt 20 Ferienhäuser für bis zu 400 Gäste am Pinnower See vor. Die Investoren hatten argumentiert, die Gemeinde könne mit Tourismusabgaben und Parktickets jährlich rund 28.000 Euro einnehmen. Nach Ansicht vieler Kritiker würde das Projekt mit seinen vielen Feriengästen den Ort und seinen Strand überfordern. Die Gemeinde habe sich für "sanften und naturnahen Tourismus entschieden und danach gehandelt. Der dänische Betreiber hätte rund 750.000 Euro für das Baugebiet gezahlt. Ein Großteil wäre an einen privaten Grundstücksbesitzer geflossen.
Wie viel Tourismus verträgt MV?
Derzeit gibt es in Mecklenburg-Vorpommern bereits rund 339.000 touristische Betten, denen 1,61 Millionen Einwohner gegenüberstehen. Im Pandemiejahr 2020 kamen insgesamt 27,7 Millionen Übernachtungen im Land zusammen. Für weitere touristische Großprojekte entlang der Küste laufen Planungen.
Schwesig: Tourismusbranche habe "gewisse Grenze erreicht"
Auch bei den Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und Die Linke im Landtag war der Tourismus am Mittwoch ein Thema. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sagte, man spüre, dass sowohl in der Tourismusbranche, als auch bei den Bürgern eine "gewisse Grenze erreicht" sei. Schwesig sprach sich demnach gegen einen rein quantitativen Ausbau aus. Vielmehr müssten die vorhandenen touristischen Angebote im Land mit Fachkräften unterfüttert und qualitativ weiterentwickelt werden.
Tourismusverband: 30 Jahre lang intensiv touristisch ausgebaut
Nach Angaben des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern hat das Land in den vergangenen 30 Jahren "einen intensiven Ausbau des Tourismus" erfahren. "Wir merken jetzt, dass wir in eine andere Phase hineingeraten, in eine Phase, in der nicht nur eindimensional Ausbau betrieben wird und wo man sich einer breiteren Diskussion stellen muss", so Geschäftsführer Tobias Woitendorf gegenüber NDR MV Live. Es sei zu prüfen, inwiefern sich die Investitionen auf die Lebensqualität und die Entwicklung vor Ort auswirken würden. In Einzelfällen werde dann so entschieden, wie in Godern. Gleichermaßen könne es nicht das Ziel sein, Entwicklungen grundsätzlich nicht mehr zuzulassen.
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