Beratungen über Fangmengen: Ostseefischerei in der Krise
Stark geschrumpfte Fischbestände und streng begrenzte Fangmengen - wie geht es weiter mit der deutschen Ostseefischerei? Auf die Beratungen der EU-Minister dürften schlechte Nachrichten folgen.
In der kommenden Woche wollen die EU-Länder die Fangmengen in der westlichen Ostsee für das kommende Jahr festlegen. Das Thünen-Institut für Ostseefischerei in Rostock warnt: Die deutsche Küstenfischerei befinde sich in der größten Krise seit der Wiedervereinigung. Über Jahre sind die wichtigsten Bestände eingebrochen und mit ihnen die zulässigen Fangmengen.
Erneut Einstellung der Heringsfischerei empfohlen
Zum ersten Mal befinden sich nun die Bestände der beiden für die deutsche Ostseefischerei wichtigsten Arten Dorsch und Hering gleichzeitig in schlechtem Zustand. Institutsleiter Christopher Zimmermann ist deutscher Vertreter in der Beratungsgruppe, die der EU-Kommission Empfehlungen gibt. "Wir haben in diesem Jahr zum vierten Mal in Folge empfohlen, die Heringsfischerei einzustellen", sagte Zimmermann.
Auch zweiter Brotfisch Dorsch soll beschränkt werden
Erstmals habe man zudem empfohlen, die Dorschfischerei in der westlichen Ostsee soweit zu verringern, dass es nur noch für Beifang, aber nicht mehr für eine zielgerichtete Dorschfischerei reicht. Hering und Dorsch sind die Brotfische in der westlichen Ostsee, die Bestände sicherten bislang den Lebensunterhalt der deutschen Ostseefischer. Beim Hering der westlichen Ostsee wurde die erlaubte Fangmenge laut Zimmermann von 2017 bis 2021 um 94 Prozent verringert. Sollten die EU-Agrar- und Fischereiminister der ICES-Empfehlung folgen, käme es beim Dorsch der westlichen Ostsee zu einer Reduzierung seit 2017 um mehr als 95 Prozent.
WWF sieht Überfischung als Hauptproblem
"Wir haben seit über 20 Jahren eine legalisierte Überfischung in der Ostsee", kritisiert die Fischereiexpertin der Umweltorganisation WWF, Stella Nemecky. Der schlechte Zustand bei den Fischbeständen liege auch an Klimawandel und Überdüngung durch die Landwirtschaft. Vor allem aber an der Überfischung.
Zahl der Berufsfischer stark rückläufig
In Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein gibt es momentan rund 400 Berufsfischer. Anfang der 1990er-Jahre waren es noch 1.300. "Wir haben natürlich einen deutlich rückläufigen Trend", sagt Peter Breckling, Generalsekretär des Deutschen Fischerei-Verbandes. Man wolle im Küstenbereich wenigstens noch ein bisschen örtliche Fischerei und die Versorgung aufrechterhalten. Von der Politik fordert er einen Plan, wie etwa die Infrastruktur in den Häfen künftig aussehen soll.
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