Ein Apotheker steht an einem Medikamentenregal © Colourbox Foto: Diego Cervo

Apothekerverband: Lieferengpässe von Medikamenten auch in MV

Stand: 14.10.2022 15:52 Uhr

In Deutschland steigt die Zahl der Medikamente, die gar nicht oder nur schwer erhältlich sind. Das teilte der Apothekerverband mit. Demnach gebe es etwa 300 Mittel, bei denen es Lieferprobleme gibt. 

Die Liste reicht von Asthmasprays über Mittel gegen Bluthochdruck bis hin zu Medikamenten für die Krebstherapie. Akut ist die Lage bei Fiebersäften für Kinder mit Ibuprofen- und Paracetamolanteilen. Das bestätigte dem NDR auch der Vorsitzende des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Axel Pudimat.

Das ist die Ursache für die Arzneimittelknappheit

Einerseits sei der Bedarf an solchen Mitteln in diesem Jahr stark gestiegen, auf der anderen Seite haben sich aber auch Hersteller zurückgezogen bzw. die Produktion bestimmter Wirkstoffe eingestellt. Das wiederum hängt wohl mit den geringen Gewinnmargen zusammen - offenbar zahlen Krankenkassen für manche Produkte Festbeträge, die zu gering sind, als dass sich die Herstellung noch lohnen würde.

Dazu kommen nach wie vor die unterbrochenen Lieferketten durch die Corona-Pandemie, da viele Mittel in China oder Indien hergestellt werden. “Das Problem verschärft sich stetig, da infolge der Globalisierung und des Preisdrucks im Pharmamarkt immer mehr Wirkstoffe von nur wenigen oder sogar nur einem einzigen Hersteller weltweit produziert werden”, so Sozialministerin Stefanie Drese (SPD) auf Nachfrage von NDR 1 Radio MV.

Eine schwierige Situation auch für die Apotheken. Deshalb fordert der Apothekerverband unter anderem, dass die Wirkstoffe wieder in Europa produziert werden. Einige Apotheken wollen auch teilweise wieder mehr selbst produzieren bzw. kleinere Verpackungen herausgeben, es steige aber auch der Beratungsbedarf. Das bedeutet in jedem Fall mehr Arbeit - und das ist einer der Gründe, warum es am kommenden Mittwoch in mehreren Bundesländern Apotheker-Streiks geben soll, allerdings nicht in Mecklenburg-Vorpommern. 

Sozialministerin Drese sieht auch Chance in der Versorgungskrise

Den Frust, der damit für Apotheker und Apothekerinnen einhergeht, kann die Sozialministerin verstehen. “Wenn Lieferengpässe auftreten, bedeutet dies für die Apotheken Mehrarbeit bei der Beschaffung der Arzneimittel und bei der Beratung der Patienten. Daher sollte darauf hingewirkt werden, die Zahl der Lieferengpässe gering zu halten.”

In der Versorgungskrise würde aber auch eine Chance für die Apotheken vor Ort liegen, so Drese. “Das Bedürfnis nach Beratung, etwa zu verfügbaren Alternativ-Medikamenten ist groß. Hier besitzen die Apothekerinnen und Apotheker einen klaren Kompetenzvorteil zu den Internet-Apotheken und -Versandhandel.”

Lieferengpässe bedeuten allerdings nicht unzureichende Behandlung

Drese betont weiterhin, dass Lieferengpässe bei Medikamenten nicht automatisch bedeuten, dass Patientinnen und Patienten nicht ausreichend behandelt werden können. In der Regel würden in solchen Fällen auch Arzneimittel in anderer Wirkstoffstärke oder Darreichungsform, wirkstoffgruppengleiche Arzneimittel oder alternative Therapien für die Behandlung in Betracht gezogen

Um die Versorgungslage mit Arzneimitteln kontinuierlich beobachten und bewerten zu können, wurde zudem beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ein Beirat eingerichtet, den auch die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern unterstützt hat. Kommt es zu Lieferngpässen, schlägt dieser Beirat entweder Alternativen vor oder gibt Empfehlungen zur Verbesserung der Situation. Sollte ein Versorgungsmangel eintreten, können die zuständigen Behörden befristet Ausnahmen vom Arzneimittelgesetz zulassen. Außerdem veröffentlicht das BfArM eine Liste versorgungsrelevanter und versorgungkritischer Wirkstoffe auf einer Internetseite.

 

Weitere Informationen
Verschiedene Medikamente © picture alliance Foto: Normann Hochheimer/CHROMORANGE

Lieferengpässe: Welche Medikamente nicht lieferbar sind

Mehr als 250 Medikamente sind in Deutschland zurzeit nicht lieferbar. Dazu gehören Antibiotika, Blutdrucksenker und Schmerzmittel. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 14.10.2022 | 15:00 Uhr

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