Kommentar: Impfvordrängler - alles andere als fair!
Die Erwartung an die Corona-Impfungen wächst. Kein Wunder, dass manche den Pieks gern so früh wie möglich hätten - und es ist bemerkenswert, dass sich tatsächlich schon einige vorgedrängelt haben, bevor alle Hochbetagten versorgt sind.
Ein Kommentar von Volker Schaffranke, Korrespondent im ARD-Hauptstadtstudio
Manchmal hilft es ja vor einer Entscheidung, die auch andere betreffen könnte, darüber nachzudenken: Was versteckt sich hinter dem Wort Fairness? Ich brauche nicht lange, um zu wissen: Damit ist zum Thema Impfvordrängler alles gesagt und der Kommentar wäre hier eigentlich zu Ende.
Regeln der Fairness beachten

Fairness bedeutet aufrichtiges Verhalten sowie eine gerechte und ehrliche Haltung gegenüber anderen Menschen. Nicht nur im Sport kämen wir ohne Fairness nicht aus. Regeln der Fairness setzen auf einen Konsens, auf gleiche Bedingungen für die beteiligten Menschen. Wer also künftig gefragt wird: "Hey, kannst schnell noch rüberkommen, wir haben offene Impfdosen, das Zeug muss doch weg!?" Der sollte noch einmal in Ruhe mindestens 30 Sekunden nachdenken: Bin ich der richtige? Bin ich überhaupt dran? Sind wirklich alle, die noch vor mir sind, gefragt worden? Gehöre ich zu den Schwächsten? Gehöre ich wirklich zu den Wichtigsten?
Es fehlt in den Impfzentren offenbar am Regelwerk
Manche haben sich da gewaltig verhört, als sie angesprochen wurden. Peinlich! Lebt mit der Schmach! Und die Begründung, dass der Impfstoff sonst hätte vernichtet werden müssen, greift nicht. Denn die wirft eher die Frage auf: Wenn die Impfzentren zum Landrat oder Bürgermeister rennen, haben sie offenbar kein gutes Regelwerk, wie sie an das Personal in den Intensivstationen, an Polizisten, an Feuerwehrleute schnell und zuverlässig herankommen.
Es braucht klare, eindeutige Reservelisten! Und da stehen nicht Politiker, kirchliche Würdenträger oder Leiter von irgendwas ganz oben auf der Liste. Der englische Begriff fair wird übersetzt mit: anständig!
Anmerkung der Redaktion: Liebe Leserin, lieber Leser, die Trennung von Meinung und Information ist uns besonders wichtig. Meinungsbeiträge wie dieser Kommentar geben die persönliche Sicht der Autorin/des Autors wieder. Kommentare können und sollen eine klare Position beziehen. Sie können Zustimmung oder Widerspruch auslösen und auf diese Weise zur Diskussion anregen. Damit unterscheiden sich Kommentare bewusst von Berichten, die über einen Sachverhalt informieren und unterschiedliche Blickwinkel möglichst ausgewogen darstellen sollen.
