NDR Info - Redezeit
Donnerstag, 29. September 2022, 21:03 bis
22:00 Uhr, NDR Info
Weltweit spitzt sich die Lebensmittelkrise immer weiter zu. Auch in unseren Supermärkten sind manche Waren inzwischen knapp. Und die Tafeln schlagen Alarm: zu wenig Lebensmittelspenden für immer mehr Bedürftige. Darauf macht die bundesweite Aktionswoche „Deutschland rettet Lebensmittel“ aufmerksam.
Genauso wie auf die große Verschwendung: Rund 60 Prozent der Lebensmittelabfälle entstehen in privaten Haushalten. Das sind 6,5 Millionen Tonnen im Jahr, so geht es aus Zahlen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft hervor. Das sind pro Kopf etwa 78 Kilo. Bekannt ist. Lebensmittelverschwendung ist teuer, umweltschädlich und gewissermaßen unverantwortlich in diesen Zeiten. Aber sind Gewohnheiten stärker? Fehlt es an Beratung und Information, wie ein sorgsamerer Umgang gelingen kann?
Vom Handel zur Tafel – braucht es politische Vorgaben?
Viele Handelsunternehmen arbeiten bereits seit Jahren mit gemeinnützigen Organisationen zusammen und geben verzehrfähige Produkte an die Tafeln weiter. Ließen sich die Spenden des Handels noch deutlicher ausbauen? Ja, sagt der Handelsverband Lebensmittel. Dafür brauche es einen politischen Rahmen: etwa mehr Rechtssicherheit, eine Lockerung der Kennzeichnungspflicht und ein Überdenken des Mindesthaltbarkeitsdatums. Die Ampelkoalition betont im Koalitionsvertrag ausdrücklich das Ziel, die Lebensmittelverluste zu reduzieren. Was ist konkret in Planung? Und, müssen die Supermarktketten zur Weitergabe von Lebensmitteln verpflichtet werden?
Weniger Spenden, mehr Bedürftige – die Not bei den Tafeln ist groß
Bundesweit verteilen rund 960 Tafeln Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden können. Knapp 1,1 Millionen Bedürftige nutzen dieses Angebot - so geht es aus einer Umfrage des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung hervor. Die Tafeln selbst gehen derzeit aber von deutlich höheren Zahlen aus. Zum dritten Internationalen Tag gegen Lebensmittelverschwendung (29. September) bitten auch die Tafeln in Norddeutschland gesondert um Unterstützung. Die Hamburger Tafel hat an ihren rund 30 Ausgabestellen bereits ein Ausgabestopp verhängt und verteilt nur noch an bereits registrierte Bedürftige. Schnelle Hilfe ist hier besonders für die nächsten Wintermonate nötig. Können wir unseren Konsum sorgsamer gestalten – und womöglich auch die Spendenbereitschaft überdenken?
NDR Info Moderatorin Janine Albrecht begrüßte als Gäste:
Brigitte Nolte
Geschäftsführerin im Handelsverband Nord, e.V., Geschäftsstelle Hamburg
Mats Regenbogen
Vorstand Hilfsorganisation Hamburger Tafel e.V.
Dr. Anne-Monika Spallek
MdB, Bündnis 90/Die Grünen, im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft